Eltern zahlen bei Kinder-Zahnspangen drauf - DAK-Studie: Oft über 1.000 Euro Mehrkosten pro Behandlung
Eltern zahlen bei Kinder-Zahnspangen drauf - DAK-Studie: Oft über 1.000 Euro Mehrkosten pro Behandlung
30.09.2015
Copyright Grafik: DAK-Gesundheit
Bei der Zahnspange ihres Kindes entstehen Eltern in Deutschland oft unnötige Mehrkosten. Die große Mehrheit muss privat zuzahlen. Die gesetzlich vorgesehene kostenfreie Behandlung wird jeder vierten Familie von ihrem Kieferorthopäden gar nicht erst angeboten. Die privaten Kosten summieren sich bei fast jeder zweiten zuzahlenden Familie auf mehr als 1.000 Euro. Das ergab eine repräsentative Studie der DAK-Gesundheit zur kieferorthopädischen Versorgung in Deutschland.
Die DAK-Gesundheit hat rund 3.500 Versicherte zu ihren Erfahrungen mit dem Kieferorthopäden ihres Kindes befragt. 80 Prozent der Eltern sind sowohl mit der Behandlung als auch mit der Beratung vollkommen oder sehr zufrieden. Allerdings müssen drei Viertel aller Befragten für die Zahnspange ihres Kindes privat zuzahlen. „Die Studienergebnisse sind alarmierend“, erklärt Jochen Gabriel, Leiter der zahnärztlichen Abteilung bei der DAK-Gesundheit.
„Bei einer deutlichen Fehlstellung der Zähne oder des Kiefers haben Kinder ein Anrecht auf eine kostenfreie kieferorthopädische Versorgung, wenn diese erfolgreich abgeschlossen wird. Die Kieferorthopäden sind verpflichtet, den Eltern diese anzubieten.“ Tatsächlich bekommt ein Viertel der Befragten aber gar kein kostenfreies Angebot.
Vielmehr raten Kieferorthopäden häufig zu speziellen Apparaturen, die in der gesetzlichen Versorgung nicht enthalten sind: sogenannten Speed- oder Keramik-Brackets beispielsweise sowie thermoelastischen Bögen für festsitzende Spangen. „Solche Maßnahmen machen die Behandlung nicht unbedingt wirkungsvoller, aber teurer“, kritisiert Gabriel.
Die Kasse hat die Versicherten auch nach der Höhe der privaten Zuzahlungen befragt, die sie neben dem erstattungsfähigen Eigenanteil leisten müssen. Über die Gesamtdauer der Behandlung sind Mehrkosten zwischen 500 und 1.000 Euro die Regel. Bei 45 Prozent der zuzahlenden Familien sind es sogar mehr als 1.000 Euro. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede.
Während im Osten nur jede fünfte zuzahlende Familie mehr als 1.000 Euro zahlt, ist es im Westen jede zweite. Die genaue Höhe der zu erwartenden Kosten ist für viele Eltern nicht transparent. Obwohl die Gebührenordnung eine schriftliche Aufklärung vorsieht, bekommt jede sechste Familie keinen detaillierten Kostenvoranschlag.
Außerdem erfolgt die Zahlung in den meisten Fällen über monatliche Pauschalen. „Dadurch verlieren die Eltern den Überblick über die Gesamtkosten“, erklärt Gabriel. Der Kassen-Experte rechnet vor, dass bei monatlich 40 Euro und einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von drei Jahren für eine Zahnspange private Mehrkosten von über 1.400 Euro zusammenkommen.
Die Kasse informiert unter www.dak.de/zahnspange im Internet über die Möglichkeiten einer kostenfreien kieferorthopädischen Behandlung. Außerdem rät sie ihren Versicherten, das Beratungsangebot der Kasse zu nutzen und Kostenvoranschläge über private Zuzahlungen immer prüfen zu lassen. Die DAK-Gesundheit hat 2014 rund 32.500 Kindern und Jugendlichen eine Zahnspange bewilligt. Für kieferorthopädische Leistungen ohne konservierende chirurgische Maßnahmen entstanden der Kasse Kosten von insgesamt 83 Millionen Euro.
Die aktuelle Eltern-Befragung erfolgte im Sommer 2015 gemeinsam mit einer anderen Ersatzkasse. Es ist die größte Studie zur kieferorthopädischen Versorgung von Kassenpatienten in Deutschland.
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