Forschung wird vorangetrieben, aber bestehende Möglichkeiten nicht genutzt - Diagnose von Demenzen in Deutschland mangelhaft
Forschung wird vorangetrieben, aber bestehende Möglichkeiten nicht genutzt - Diagnose von Demenzen in Deutschland mangelhaft
04.03.2015
Dr. Lothar Spies, Geschäftsführer von jung diagnostics
Nur wenn eine Demenz und ihre Ursache früh erkannt wird, kann optimal behandelt werden. Daher fordern Experten eine möglichst frühzeitige Diagnose. In einer aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts berichten Wissenschaftler über den Missstand in der Versorgung[1].
Ein Blick auf die bundesdeutsche Behandlungsrealität macht sprachlos. Während einerseits immer neue Verfahren zur Frühdiagnostik erprobt werden, sind andererseits die vorhandenen und etablierten diagnostischen Möglichkeiten viel zu wenig im Einsatz. Zum Beispiel wird eine zerebrale Bildgebung in zeitlicher Nähe zur Diagnosestellung, wie sie in den gültigen S3-Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Demenzen verankert ist, nur bei 30 Prozent der Betroffenen durchgeführt[2]. Eine weitergehende Beurteilung der Bilddaten im Hinblick auf typische Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung (Biomarker-Analyse) findet praktisch nicht statt, obwohl diese mittlerweile flächendeckend zur Verfügung steht und in internationalen Leitlinien gefordert wird[3].
Das hat Konsequenzen. Zwischenergebnisse der DelpHi-MV-Studie, einer laufenden, bevölkerungsbasierten Interventionsstudie im hausärztlichen Bereich, machen deutlich, dass in Deutschland der Anteil an unspezifischen Demenzdiagnosen enorm hoch ist. Eine Bestimmung der Ursache einer Demenz ist aber unabdingbare Voraussetzung für die Erkennung heilbarer Mängel, wie zum Beispiel Depressionen oder Vitamin-B12-Unterversorgung. Schlimmer noch: Bei etwa 60 Prozent der Patienten wird eine Demenz im hausärztlichen Umfeld gar nicht erst erkannt[4].
Aber auch bei der unheilbaren Erkrankung Alzheimer, eine häufige Ursache einer Demenz, ist eine Früherkennung wichtig, da durch Medikamente eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs erreicht werden kann. Prof. Dr. Frank Jessen, Hauptautor der S3-Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Demenz, betont: „Eine Früherkennung der Alzheimer-Erkrankung ist für viele Menschen wichtig, um sich auf ihre persönliche Zukunft einstellen zu können und ihre Lebensplanung entsprechend auszurichten. Außerdem können durch Veränderungen des Lebensstils, zum Beispiel durch vermehrte körperliche und geistige Aktivität und Umstellung der Ernährung möglicherweise ein Fortschreiten der Erkrankung verzögert werden, wenn man sie früh genug entdeckt.“
Eine leitliniengerechte Versorgung aller Patienten mit beginnender Demenz ist also enorm wichtig. Die Firma jung diagnostics aus Hamburg hat Biometrica AD® entwickelt, um die Evaluierung einer Demenz zu unterstützen. Mittlerweile ist das Angebot bundesweit verfügbar. Damit können sich auch Hausärzte im Sinne einer optimalen Versorgung unkompliziert Expertenwissen zu Nutze machen.
Biometrica AD® ist ein zugelassenes Medizinprodukt zur Bestimmung des Alzheimer-typischen Hirngewebeverlusts (Biomarker-Analyse).
Mehr Informationen zu diesem Angebot unter: www.jung-diagnostics.de/deu/alzheimer.php.
[1] Deutsches Ärzteblatt, Jg. 112 | Heft 8, 20. Februar 2015
[2] BARMER GEK-Studie: Godemann F, Sievers S, Hackel N (2013) Die Qualität der Behandlung von Menschen mit demenziellen Störungen in Deutschland: Eine Analyse mir Routinedaten einer Krankenkasse. BARMER GEK Gesundheitswesen aktuell 2013. S 288-313; Online verfügbar auf der Website www.barmer-gek.de
[3] Leitlinie der European Federation of the Neurological Societies (EFNS) publiziert in Hort et al. (2010) EFNS guidelines for the diagnosis and management of Alzheimer's disease. Eur J Neurol 17:1236-1248
[4] Eichler T et al. Rates of Formal Diagnosis in People Screened Positive for Dementia in Primary Care: Results of the DelpHi-Trial. J Alzheimers Dis 42:451–458