Masern, Mumps und Co.: Studie deckt große Impflücken auf
Masern, Mumps und Co.: Studie deckt große Impflücken auf
23.09.2014
Masernimpfung: In Deutschland gibt es nach wie vor Impflücken bei nach 1970 Geborenen. Foto: djd/GlaxoSmithKline
Immer öfter erkranken Erwachsene an Kinderkrankheiten
Im Rahmen einer großen repräsentativen Studie zum Gesundheitszustand der Deutschen hat das Robert Koch-Institut (RKI) jüngst auch den Impfstatus unter die Lupe genommen. An der Erhebung nahmen mehrere Tausend Menschen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren teil und es ergaben sich zum Beispiel bei Masern alarmierend niedrige Durchimpfungsraten (Bundesgesundheitsblatt 2013, 56:845-857). Um Erreger wie Masern und Mumps nachhaltig auszurotten, sind jedoch Durchimpfungsraten in der Nähe von 100 Prozent nötig. Hier ist es möglich, durch Kombinationsimpfstoffe, wie etwa dem gegen Masern, Mumps und Röteln, gegen mehrere Erreger gleichzeitig zu impfen. Die Krankenkassen übernehmen in diesem Fall die Impfkosten bei Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr sowie bei allen nach 1970 geborenen Erwachsenen mit unzureichendem oder unklarem Impfstatus. Doch dieses Angebot wird nicht ausreichend genutzt.
Es hapert bei vielen Infektionskrankheiten
So ergab die RKI-Studie in Bezug auf Masern, dass mit zunehmendem Alter der Anteil derjenigen, die mindestens eine Impfdosis erhalten haben, immer weiter abnimmt. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist das bei 79,8 Prozent und bei den 30- bis 39-Jährigen nur noch bei 46,7 Prozent der Fall. Für einen sicheren Schutz sind jedoch zwei Impfungen in Folge nötig. Die Krankheit wird von vielen unterschätzt: Komplikationsträchtige Krankheitsverläufe im Erwachsenenalter sind stark angestiegen.
Die Erkrankung an Röteln im Erwachsenenalter ist vor allem wegen möglicher embryonaler Schäden im Fall einer Schwangerschaft bedenklich. Dennoch bestehen riesige Impflücken: In der Altersklasse der 30- bis 39-Jährigen haben nur etwa die Hälfte der Frauen (54,5 Prozent) mindestens eine Impfdosis gegen Röteln erhalten. Bei den 20- bis 29-Jährigen sind es immerhin 80,4 Prozent.
Im Hinblick auf Mumps sind nur 75,8 Prozent der 18- bis 29-Jährigen mindestens einmal geimpft. Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es nur 31,3 Prozent. Die Zunahme von Mumps-Erkrankungen bei Erwachsenen ist daher nicht verwunderlich. Bei Männern kann es durch Entzündung der Hoden zu bleibender Unfruchtbarkeit kommen.
Fehlende Sichtbarkeit
Zwar sind Infektionen mit Masern, Mumps, Röteln und Keuchhusten durch die Einführung wirksamer Impfstoffe bei Kindern immer seltener. Doch fehlt durch die fehlende Sichtbarkeit dieser Krankheiten das Bewusstsein der Bevölkerung, dass auch Erwachsene geimpft werden sollten. Weil sich weniger Erwachsene impfen lassen, steigen die Chancen der Erreger, auf ungeschützte Personen zu treffen. Da aber weniger Erreger unterwegs sind, gibt es immer mehr Menschen, die erst im Erwachsenenalter zum Beispiel mit Masernviren in Kontakt kommen und erkranken - mit zunehmend schweren Verläufen.