Spielsucht in der gesellschaftlichen Wahrnehmung - Ein Sinneswandel
Spielsucht in der gesellschaftlichen Wahrnehmung - Ein Sinneswandel
10.06.2015
Die Verlockung ist vor allem an Automaten groß; Pixabay.com © Daniel_Sinoca (CC0 1.0)
1. Einleitung
a. Definition und Symptome der Spielsucht
Spielsucht wird in Fachkreisen auch als pathologisches Spielen bezeichnet und ist gemäß der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ zu definieren als Störung, welche besteht aus „[…] häufigem und wiederholtem episodenhaften Glücksspiel, das die Lebensführung des betroffenen Patienten beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.”
b. Fragestellung
Aufsätze und Texte, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen, sind häufig einseitig und nur selten wertfrei formuliert.
Um der Anforderung einer unparteiischen Bearbeitung des Themas gerecht zu werden, muss mit einer Fragestellung gearbeitet werden, die weniger die Krankheit an sich in den Fokus rückt, sondern vielmehr die Hilfsangebote und die öffentliche Wahrnehmung in der Gesellschaft. Aus diesem Grund wird mit folgender Leitfrage gearbeitet:
„Hat sich seit der Akzeptanz der Spielsucht als anerkannte Krankheit auch die öffentliche Wahrnehmung und das Beratungsangebot geändert?“
Dies ist besonders in Hinblick auf die vielen Akteure, die sich inzwischen mit dem Thema auseinandersetzen, zu hinterfragen. Gerade Krankenkassen sind an dieser Stelle zu nennen, da es seit geraumer Zeit eine Unterstützung für Therapien gibt, was als eindeutiges Zeichen für einen Sinneswandel in den letzten zwei Jahrzehnten zu deuten ist.
c. Die Kriterien nach dem „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“
Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM IV) benennt folgende Merkmale, die für das pathologische Spielen vorhanden und wovon mindestens fünf Eigenschaften erkennbar sein müssen:
Treten bis zu vier dieser Symptome auf, so befindet sich der Betroffene bereits in einer kritischen Situation und weist ein problematisches Spielverhalten auf. Sind fünf oder mehr Kriterien auffällig, liegt eine Glücksspielsucht vor.
2. Die Spielsucht – Vorstellung einer Krankheit
Die Beschreibung des Themas Spielsucht setzt zunächst die Vorstellung der wichtigsten Charakteristika der Krankheit voraus. Welche Ursachen treiben Menschen in die Spielsucht?
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Welche Phasen durchlaufen die Betroffenen während der Krankheit und wie sind die oben genannten Symptome genau zu verstehen? Ohne dieses Wissen ist die Krankheit schlicht nicht nachvollziehbar. Aus diesem Grund werden in diesem Kapitel zunächst alle grundlegenden Aspekte näher beschrieben.
a. Die Ursachen der Spielsucht
i. Lebenskrisen
Es gibt unterschiedlichste Situationen, die für die Entwicklung einer Spielsucht verantwortlich sein können. So etwa kritische Umstände, wie etwa Lebenskrisen, welche von den betroffenen Personen nicht selbstständig zu bewältigen sind.
Die fehlerhafte Verarbeitung eines Verlustes kann schwerwiegende Folgen haben; Pixabay.com © werner22brigitte (CC0 1.0)
Zu diesen Geschehnissen gehören berufliche Veränderungen, Verluste von geliebten Menschen, Vollendung eines Lebensabschnitts wie beispielsweise der Auszug der Kinder oder das Ausscheiden aus dem Beruf. Auch kritische Gegebenheiten im Berufsleben, hervorgerufen etwa durch Mobbing, können für die Entwicklung dieser Krankheit ausschlaggebend sein. Finanzielle Engpässe oder fehlende Perspektiven gehören ebenfalls zu den Lebenskrisen, die als Ursache anzuerkennen sind.
ii. Traumatisierende Ereignisse
Statt der mangelnden Bewältigung von Situationen kann es auch die falsche oder fehlerhafte Verarbeitung von traumatisierenden Erlebnissen sein, die einen Menschen in die Spielsucht treiben können. Beispiele sind der frühe Verlust eines Elternteils, soziale Ausgeschlossenheit, vergleichbare Krankheiten im nahen familiären Umfeld sowie traumatische Erfahrungen durch kriegerische Auseinandersetzungen oder andere Gewalterfahrungen. Spielsucht-therapie.de beschreibt diese und weitere Ursachen für die Krankheit näher und hilft darüber hinaus bei kritischen Fragen wie die häufige Problematik zwischen Spielsucht und einer Veränderung im Bewusstseinszustand.
Besonders durch den erhöhten Druck, der durch unbekannte und ungewohnte Situationen entsteht, kann sich der Zustand ändern. Ziel ist der Nervenkitzel und das Glücksgefühl, welches mit auftretender Routine nur durch eine Steigerung der Einsätze erreicht werden kann. Privat ändert sich das Verhalten ebenfalls, da das Spielen in das herkömmliche und gewohnte Alltagsmuster integriert wird und auf diese Weise nicht nur in, sondern auch außerhalb der Spielhalle den Betroffenen bestimmt.
iii. Soziales Umfeld
Ähnlich wie bei Drogen kann auch bei der Spielsucht das soziale Umfeld einen erheblichen Teil auf die Ausbildung dieser Krankheit einnehmen. Wird im Freundeskreis häufig gespielt oder halten sich ohnehin schon labile Personen in Räumlichkeiten auf, in denen größere Mengen Geld, etwa beim Wetten, ausgegeben werden, so steigt die Gefahr, dass diese ebenfalls in die Sucht abrutschen. Noch kritischer ist die Verherrlichung von Glücksspiel durch den Freundeskreis, gerade wenn regelmäßige Gewinne zu verzeichnen sind. Das soziale Umfeld ist demnach ein wichtiger Aspekt, was die Ursachen, Ausbreitung und Überwältigung der Spielsucht betrifft.
b. Die Sucht-Phasen
Der Verlauf der Krankheit erfolgt anhand eines Phasenmodells, das sich zwar situativ immer wieder unterscheidet, aber im Kern meistens in dieser Reihenfolge verläuft.
Viele bemerken nicht, wie schnell sie in die Abhängigkeit hineingeraten; Pixabay.com © mksn (CC0 1.0)
Die Krankheit beginnt zunächst mit der Einstiegsphase, in welcher das Spielen noch mit positiven Erlebnissen verbunden wird. Glücksgefühl, Nervenkitzel und ein steigendes Selbstbewusstsein in Verbindung mit dem Gewinnen können dazu führen, dass das Spiel von der Freizeit- zu einer Hauptbeschäftigung mutiert. Darüber hinaus werden die Bindungen zum Glücksspiel gestärkt, die Kontakte zu anderen Spielern nehmen zu und der Betroffene rutscht kontinuierlich in diese Szene ab. Damit einher geht die größere Bereitschaft zu spielen, Risiken einzugehen und vor allem eventuelle Verluste zu relativieren.
Die zweite Phase ist als Verlustphase zu beschreiben und ist durch die zunehmende Risikobereitschaft des Spielers gezeichnet. Es erfolgt, gemäß dieser Webseite, ein kontinuierlicher Übergang zu einem Gewöhnungsstadium. Dieser kennzeichnet sich besonders durch den Teufelskreis, denn verlustreiche Spiele werden mit erhöhten Einsätzen versucht wettzumachen, was jedoch meist in noch größeren finanziellen Verlusten resultiert. Die Bereitschaft zu lügen steigt zudem genauso wie die Schulden des Betroffenen. Spätestens jetzt leidet nicht mehr nur der Spieler selbst unter der Krankheit, sondern ebenso die Familie, die Freunde und das restliche nahe Umfeld.
Quellen: http://www.verspiel-nicht-dein-leben.de/spielsucht/sucht-phasen.html Pixabay © kaisender (CC0 Public Domain 1.0)
Noch ist der Spieler jedoch in der Lage, Abstinenzphasen einzurichten, mit Gewinnen die Spielbank zu verlassen oder seine Schulden vorrübergehend zu tilgen. Dies ist in der dritten Phase, dem Suchtstadium, nicht mehr möglich. Spätestens jetzt herrscht keine Euphorie mehr, sondern es treten negative Gefühle auf, die lediglich durch das Glücksspiel unterdrückt, nicht jedoch bewältigt werden können. Diese letzte Phase ist zusätzlich durch körperliche Entzugserscheinungen wie etwa Magen-Darm-Probleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen sowie kritische Persönlichkeitsveränderungen wie Antriebslosigkeit, Aggressivität sowie Stimmungslabilität gekennzeichnet.
Durchschnittlich dauern die Phasen bis zu 3,5 Jahre. Meistens wird die Krankheit erst zu diesem Zeitpunkt erkannt, sodass eine ausgeprägte Spielsucht mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann.
c. Die Symptome
Ein ausgeprägtes Symptom der Spielsucht ist das Verlangen, immer und überall spielen zu müssen. Dies wird noch ergänzt durch den Kontrollverlust, sodass es zunehmend schwerer fällt, mit dem Spielen aufzuhören. Ist das schließlich der Fall, so leiden Spieler und soziales Umfeld unter erhöhter Gereiztheit, Unruhe und Ungeduld. Obwohl der Spieler weiß, dass er auf dem Weg ist, in eine Sucht abzurutschen, „zockt“ er weiter. Er erhöht die Einsätze und hat zunehmend Probleme, das Geld für diese aufzutreiben, was in einer sogenannten Beschaffungskriminalität endet. Die Bereitschaft, das Geld auf illegale Weise aufzutreiben steigt, genauso wie der Zeitaufwand von Beschaffung und eigentlicher Spieldauer.
3. Beratungsangebote und Akteure
Spätestens seitdem die Spielsucht als Krankheit akzeptiert ist, gibt es unterschiedliche Beratungs- und Präventionsangebote, die sich als erste Anlaufstellen für Betroffene eignen. Anhand der Anlaufstellen lässt sich der Wandel der öffentlichen Wahrnehmung folglich gut darstellen. Während früher beispielsweise seitens der Annahmestellen lediglich ein Hinweis auf die Suchtgefahr vermerkt wurde, bieten diese heutzutage bereits konkrete Unterstützung an.
Diverse Akteure beteiligen sich bei der Therapie von Suchtkranken. Pixabay © wollyvonwolleroy (CC0 Public Domain 1.0)
a. Präventionshilfen der Annahmestellen
In diesem Interview beschreibt Konrad Landgraf die Unterstützung am Beispiel der Lotto-Annahmestellen. So beschreibt er hier die Möglichkeit, sich über die Spielsucht zu informieren. Es werden grundlegende Fragen beantwortet, zum Beispiel wie eine Therapie verläuft und welche Anlaufstellen vorhanden sind. Alleine in Bayern kooperieren die Annahmestellen mit 22 Beratungsinstituten. Schon intern besteht die Chance, sich über die Krankheit zu informieren und anhand eines Selbsttests herauszufinden, ob Betroffene an der Sucht leiden.
Weiterführende Beratung erfolgt über eine Hotline. Darüber hinaus haben die Annahmestellen eigene Glücksspielbeauftragte, die ebenfalls Kontakte zu Beratungseinrichtungen, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder die diversen Landesberatungsstellen aufbauen können. Außerdem ist es möglich, ein individuelles Limit zu vereinbaren, sodass Personen gar nicht erst in eine Überschuldung geraten.
Dies zeigt, dass sich auch die vielen Lottoannahmestellen der Krankheit bewusst sind und sich durchaus in der Prävention sowie in der Beratung und Bereitstellung von Hilfeleistungen beteiligen.
b. Die Landesstellen für Suchtfragen
Jedes Bundesland hat eine Landesstelle für Suchtfragen. Hier finden die Betroffenen Angebote für Selbsthilfegruppen. Darüber hinaus bauen diese Anlaufstellen ein flächendeckendes Netzwerk für alle Personen aus, die sich in der Suchtselbsthilfe beteiligen oder diese in Anspruch nehmen möchten. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um Spielsucht, sondern um grundsätzlich alle Suchtformen wie etwa Computersucht, Sex- oder Konsumsucht, Drogen oder Arzneimittelsucht.
Es gibt viele Möglichkeiten, erste Beratungen zu erhalten; Pixabay.com © nrjfalcon (CC0 1.0)
Dieser Link bietet weitreichende Informationen zu den unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten, Hilfsangeboten sowie Aspekte der Suchtprävention, die seitens der Landesstellen für Suchtfragen angeboten werden.
c. Vereine zur Hilfe von Suchtkranken
In ganz Deutschland gibt es Vereine und Verbände, die sich mit der Erkennung, Beratung und Behandlung von Suchtkrankheiten auseinandersetzen.
Ziel ist es, die Angehörigen und die Betroffenen zu beraten, sodass diese ein möglichst geordnetes Leben führen können. Akspielsucht.de, eine Vereinigung, die sich vorwiegend mit dem pathologischen Spielen auseinandersetzt, ist ein solcher Verein. Die Beratung erfolgt, anders als bei Selbsthilfegruppen, nicht durch andere Erkrankte, sondern mit Hilfe eines kompetenten Teams von studierten Psychologen und Suchttherapeuten.
Das Angebot ist vielseitig, sodass die Vereine und Beratungsstellen dem gesamten sozialen Umfeld der betroffenen Person beratend zur Seite stehen. Gerade für die Angehörigen ist diese Beratung notwendig, denn viele wissen schlicht nicht, wie sie selbst mit dieser prekären Situation umgehen sollen.
Die Arbeit der Verbände ist ähnlich, hat jedoch noch zusätzliche Aufgaben, wie etwa die Vertretung der Suchthilfe in der Öffentlichkeit und der Politik.
d. Selbsthilfegruppen
Diese Gruppen sind auf unterschiedliche Themengebiete beschränkt. So gibt es etwa spezielle Frauen-, Angehörigen- oder gemischte Gruppen, um die Spielsucht in den Griff zu bekommen. Ziele sind:
1. Die Organisation der Selbsthilfegruppen, um die Situation der Betroffenen zu verbessern
2. Die Beratung der Süchtigen
3. Die Aufmerksamkeit Dritter auf die Krankheit des pathologischen Spielens zu richten.
Aus diesem Grund belaufen sich Selbsthilfevereine wie Spielfrei leben e.V. nicht nur auf die Behandlung, sondern auch auf eine Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung. Dieser Umstand ist sogar in der Vereinsatzung niedergeschrieben. Im Kontext mit der Fragestellung ist dieser Aspekt ebenfalls wichtig, denn es zeigt sich, dass sich besonders im privaten Sektor innerhalb der letzten Jahre viel getan hat, um Betroffenen und Süchtigen zu helfen.
e. Krankenkassen
Seit 2001 ist die Spielsucht als Krankheit anerkannt, weswegen auch die Krankenkassen die Kosten für Behandlungen übernehmen. Dies geht auf eine „Empfehlung der Spitzenverbände der Krankenkassen und Rentenversicherungsträger für die medizinische Rehabilitation bei pathologischem Glücksspielen“ zurück.
Dementsprechend herrscht eine große Bereitschaft der Kassen, einerseits die Bekämpfung der Sucht und andererseits die berufliche Rehabilitation finanziell zu unterstützen. Als Akteur in der Behandlung dieser Sucht ist auf die Krankenkassen also nicht mehr zu verzichten, zumal sie nicht nur finanzielle Hilfe anbieten, sondern darüber hinaus Kontakte zu Suchthilfestellen unterhalten, sodass Betroffene auch hier bereits wichtige Netzwerke bilden können.
Betroffene sind heutzutage nicht mehr so isoliert; Pixabay.com © uroburos (CC0 1.0)
Alleine die vielen Akteure, die sich im Kampf gegen die Spielsucht engagieren, zeigen, dass sich die öffentliche Wahrnehmung in den vergangen Jahren erheblich geändert hat. Dieser Trend ist erkennbar, seitdem die Krankheit als solche seitens der WHO offiziell anerkannt wurde. Das führt schließlich zu einer Steigerung der öffentlichen Wahrnehmung. Dadurch vergrößert sich nicht nur das Beratungsangebot, sondern auch die eigene Reflexion über die Krankheit. Betroffene haben eine niedrigere Hemmschwelle, sich selbst helfen zu lassen.
Anhand der Berichterstattung über die Krankheit lässt sich der Wandel ebenfalls erkennen, sodass die Krankheit auch in der Öffentlichkeit als diese wahrgenommen wird, vergleichbar mit der Sucht nach Alkohol oder Drogen.
4. Behandlungsmöglichkeiten
Es gibt drei unterschiedliche Möglichkeiten, die Spielsucht mit Hilfe von Therapien zu bekämpfen, welche auf dieser Homepage näher beschrieben werden.
Abbildungen: Pixabay.com © PublicDomainArchive (CC0 1.0); RyanMcGuire (CC0 1.0); bogrozo02 (CC0 1.0)
a. Stationäre Therapie
In drei Phasen soll während einer stationären Therapie den Betroffenen geholfen werden. So stellen die Therapeuten gemeinsam mit dem Suchtkranken zunächst eine Verhaltensanalyse auf, die Rahmenbedingungen wie Hintergrundproblematik, Spielverhalten sowie den Therapievertrag festlegt. Darüber hinaus sind grundsätzliche Ziele der Therapie sowie ein Erklärungsmodell für das Spielen zu erörtern.
Phase zwei befasst sich eingehend mit den Hintergrundproblemen, welche durch soziales Umfeld, Alltag des Betroffenen und partnerschaftliche sowie berufliche Probleme charakterisiert werden. Im Anschluss geht es um die Selbstkontrolle, die in Zukunft für den Verzicht auf das Spielen entscheidend sein wird. Inbegriffen in die Therapie sind außerdem Bewältigungsstrategien, welche im Folgenden noch eingehender zu erläutern sind.
b. Ambulante Therapie
Diese Behandlung erfolgt über mehrere Monate und beginnt mit einem Beratungsgespräch, das den Leidensdruck, die Folgen sowie die Probleme, die privat, beruflich und finanziell in Verbindung mit einer Spielsucht auftreten, thematisiert. Nach dieser ersten Unterhaltung beginnt die Motivationsphase, welche über drei Monate andauert und in der Regeln von zwei Psychotherapeuten begleitet wird. Gruppen- und Einzelsitzungen helfen dem Betroffenen in dieser Phase.
Ist diese abgeschlossen, so beginnt die Rehabilitation, die über einen Zeitraum von neun bis zwölf Monaten helfen soll, sich wieder in das normale Leben einzugliedern. Sie charakterisiert sich einerseits durch eine Reflektion des eigenen Spielverhaltens sowie durch Konfrontationen. Den Menschen wird geholfen, sich in kritischen Situationen korrekt zu verhalten. Des Weiteren erfolgt die Herstellung eines Kontakts zu Selbsthilfegruppen, um auch über die Therapie hinaus, auf eine Betreuungsmöglichkeit zurückgreifen zu können.
c. Erlernen von Bewältigungsstrategien
Beide Therapieformen basieren nach der Behandlung auf der Erlernung von Bewältigungsstrategien. Darüber hinaus besteht die Verpflichtung, sich an einer Spielergruppe zu beteiligen, sodass die Hintergründe, Alltagssituationen und Verhaltensmuster weiterhin beobachtet werden können und im Zweifelsfall ein Ansprechpartner zur Verfügung steht. Diese Strategien sollen verhindern, dass die Spieler rückfällig werden. Darüber hinaus soll ein verantwortungsvoller Umgang mit Geld gewährleistet werden und die Strategien auch tatsächlich angewandt werden.
Mit der Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe steigt die Chance einer erfolgreichen Eingliederung in die Gesellschaft.
Fazit:
Dieser Artikel setzte sich mit der Spielsucht und ihrer Wahrnehmung in der Gesellschaft auseinander. Diese hat sich in den vergangen Jahren erheblich geändert, denn spätestens seitdem auch seitens der Krankenkassen erkannt wurde, dass es sich um eine Krankheit handelt, ist nicht nur die Hemmschwelle der Betroffenen gesunken, sich Hilfe zu suchen, sondern die breite Öffentlichkeit hat außerdem erkannt, dass es sich keinesfalls lediglich um eine schlechte Angewohnheit oder ein Laster handelt, sondern stattdessen um eine klare Suchtkrankheit, welche nur durch eine umfassende Therapie nachhaltig bekämpft werden kann.
Der Text hat daher nicht nur die Symptome und die Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Stattdessen erfolgte zusätzlich eine Betrachtung der wichtigsten beteiligten Akteure, da diese einen zuverlässigen Indikator für die gesellschaftliche Wahrnehmung darstellen. Dabei gibt es nicht nur Therapeuten oder Selbsthilfegruppen, sondern auch die Annahmestellen, die Krankenkassen oder Verbände. Letztere sehen sich in der Pflicht, die Krankheit in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.
Um das Thema objektiv und nicht wertend beschreiben zu können, wurde mit folgender Fragestellung gearbeitet: „Hat sich seit der Akzeptanz der Spielsucht als anerkannte Krankheit auch die öffentliche Wahrnehmung und das Beratungsangebot geändert?“ Diese ist durchaus positiv zu beantworten, denn seitdem die WHO die Krankheit als eine solche kategorisiert hat, etablierte sich ein verzweigtes Hilfsangebot sowie eine Förderung seitens der Krankenkassen.
Alleine die offizielle Anerkennung der Krankheit ist demnach als Schritt in die richtige Richtung zu interpretieren. Doch auch grundsätzlich hat sich das Denken der Menschen geändert. Spielsucht ist keine schlechte Angewohnheit mehr, sie ist eine handfeste Krankheit, die durchaus mit anderen Suchtformen verglichen werden kann. So lässt sie sich ebenso intensiv bekämpfen.