Sterilisation kann zu Prostatakrebs führen
Sterilisation kann zu Prostatakrebs führen
08.09.2014
Copyright © Professor Dr. Frank Sommer - Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG)
Deutsche Männer überlassen die Verhütung nicht mehr nur den Frauen. Die Sterilisation des Mannes (Vasektomie) liegt als Verhütungsmethode voll im Trend. Ungefähr zehn Prozent aller Männer lassen sich sterilisieren oder wollen sich sterilisieren lassen – Tendenz steigend. Harvard-Wissenschaftler haben nun in einer großen Studien herausgefunden: Eine Vasektomie kann zu Prostatakrebs führen. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Operation langfristig mit einem erhöhten Risiko verknüpft ist, an aggressiven Prostatakarzinomen zu erkranken.
Bei der Vasektomie (auch männliche Sterilisation genannt) werden die Samenleiter des Mannes durchtrennt. Eine unkomplizierte, ambulant durchgeführte Operation, die gleichzeitig als eine der sichersten Verhütungsmethoden gilt. Die neuesten Studien aus den USA zeigen, dass die Sterilisation des Mannes inzwischen die vierthäufigste Verhütungsmethode ist - mit steigender Tendenz. In Deutschland unterzieht sich fast jeder zehnte Mann dieser Operation, in den USA sind es sogar 15 Prozent der Männer.
Die Harvard School of Public Health (HSPH) hat eine Studie durchgeführt, die das Risiko von Prostatakrebs bei vasektomierten Männern untersucht. Prostatakrebs ist der zweithäufigste Tumor-Tod bei US-amerikanischen Männern und auch in Deutschland eine der häufigsten Krebsarten beim Mann.
Die Studienergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass eine Vasektomie langfristig mit einem erhöhten Risiko für aggressive Prostatakarzinome verknüpft ist. Es wurden 49.405 Männer untersucht, die seit 1986 in der Health Professionals Follow-up Studie befragt werden. Jeder vierte von ihnen hatte eine Vasektomie. Bis 2010 wurde bei 6.023 Männern die Diagnose Prostatakarzinom gestellt, davon verliefen 811 Fälle tödlich. Bei den vasektomierten Männern war die Erkrankungsrate etwa 10 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe. Darüberhinaus zeigt die Untersuchung, dass die vasektomierten Männer mit höherer Wahrscheinlichkeit an fortgeschrittenen, tödlichen Formen des Prostatakarzinoms erkrankten.
Professor Dr. Frank Sommer - Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) und Universitätsprofessor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) empfiehlt Paaren, die sich für eine Vasektomie zur Geburtenkontrolle interessieren, das Risiko gemeinsam mit einem Facharzt zu besprechen.
Selbstverständlich können Vasektomien auch wieder rückgängig gemacht werden. Hierfür wird eine sogenannte mikrochirurgische Refertilisierung durchgeführt, bei der die Samenleiter des Mannes wieder miteinander verbunden werden. Ein vergleichsweise häufiger Eingriff, denn fast ein Drittel aller vasektomierten Männer haben danach einen (oftmals erneuten) Kinderwunsch. Die Erfolgsquote der Refertilisierung hängt hier von der Erfahrung und dem operativen Geschick des Operateurs ab. Prof. Dr. Sommer rät daher, unbedingt einen erfahrenen Operateur zu wählen, der bereits eine Vielzahl erfolgreicher Refertilisierungsoperationen durchgeführt hat. Die Erfolgsquote liegt dann bei über 95 Prozent.
Bislang gibt es noch keine Studie darüber, ob eine Refertilisierung gleichzeitig auch das durch die Vasektomie erhöhte Prostatakrebsrisiko auf Normalniveau reduziert. Da hierdurch allerdings der Ausgangszustand wiederhergestellt wird, ist dies zumindest eine sinnvolle Hypothese, die es zu untersuchen gilt.
Studie:
Siddiqui MM, Wilson KM, Epstein MM, et al. 2014. Vasectomy and risk of aggressive prostate cancer: a 24-year follow-up study. J Clin Oncol. 2014 Jul 7.
Informationen Refertilisierungsoperation (Rückgängigmachen der Vasektomie) finden Sie HIER.