Studie belegt: Risikodiagnostik dämmt Sorgen und Ängste vor Alzheimer ein
Studie belegt: Risikodiagnostik dämmt Sorgen und Ängste vor Alzheimer ein
11.11.2015
Die Alzheimer-Risikodiagnostik stützt sich auf die Auswertung von MRT-Bildern und einen kurzen Gedächtnistest.
Zuverlässigeine Alzheimer-bedingte dementielle Entwicklung ausschließen
Mit steigendem Alter wächst die Angst vor der Diagnose Alzheimer. Screening-Maßnahmen, so die Befürchtung, würden Betroffene und ihre Angehörigen unnötig in Panik versetzen. Mehr noch: Die Risikodiagnostik sei ohne medizinischen Nutzenund dieser Test würde nur angeboten, damit Ärzte daran verdienen könnten. Diese Behauptungen sind ohne Substanz: Eine aktuell in der renommierten Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“ veröffentlichte Studie1 belegt jetzt eindrucksvoll, dass die Alzheimer Risikodiagnostik (ARDX®) bei Betroffenen Ängste und Sorgen eindämmt.
Die ARDX® ist ein standardisiertes, niedrigschwelliges Testverfahren, das herkömmliche Demenz-Screening-Tests um den Einsatz von modernermedizinischer Bildgebung und einem innovativen computergestützten Analyseverfahren ergänzt, und damit eine durch die Alzheimer-Erkrankung bedingte dementielle Entwicklung mit großer Sicherheit ausschließen kann. Dies wurde in einer kürzlich veröffentlichen klinischen Studie nachgewiesen2.
Die ARDX® ist ein wichtiger Baustein für eine frühe Diagnose von Alzheimer3, da sie die in internationalen klinischen Leitlinien geforderte Auswertung des Hirngewebeverlusts im Hippokampus ermöglicht4. Die ARDX®ist eine den Patienten maximal schonende Untersuchung, da keine invasiven Eingriffe notwendig sind und durch die Magnetresonanztomographie-Untersuchung (MRT) keine schädigende Strahlung verabreicht wird.Sie eignet sich daher ideal als niedrigschwellige Eingangsuntersuchung bei Menschen, die an Gedächtnisstörungen leidenund allgemeine Risikofaktoren, wie höheres Alter, familiäre Vorbelastung, Diabetes, erhöhter Blutdruck oder Depression, vorweisen.
Die aktuelle Studie von MedPREVENT und der Radiologie in Ottobrunn unter der Leitung von Dr. Oliver Bartzsch hat gezeigt, dass durch die ARDX® Ängste und Sorgen vor einer Alzheimer-Erkrankung eingedämmt werden können. Dazu wurden 106 Patienten vor und nach der Untersuchung über ihre Sorgen und Ängste befragt. Wie zu erwarten war, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass bei Studienteilnehmer mit reduziertem Risiko, Ängste und Sorgen nach der Untersuchung vermindert und das Wohlbefinden gestiegen war.
Bei Studienteilnehmer mit erhöhtem Risiko zeigte sich überraschenderweise weder eine signifikante Verschlechterung des Wohlbefindens noch eine Zunahme der Sorgen und Ängste. 90 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass ihnen durch die ARDX® eine bewusste Perspektive / Strategie aufgezeigt werden konnte. 94 Prozent der Teilnehmer würden diese Untersuchung Betroffenen aus Familie und Freundeskreis weiter empfehlen.
Alzheimer-Risikodiagnostik: Was bringt sie Betroffenenmit erhöhtem Risiko?
Alzheimer ist nach wie vor nicht heilbar. Dennoch: Wer früher Bescheid weiß, kann die Zeit für sich nutzen. Denn wenn die für Alzheimer typischen Symptome noch schwach sind, kann eine Änderung des Lebensstils mit körperlicher Aktivität und Ernährungsumstellung die Krankheit positiv beeinflussen. Auch die neueste Medikamenten-Generation kann eine Verzögerung des Krankheitsverlaufes erreichen. Erst durch die zuverlässige Diagnose erhält der Patient Zugang zu Therapien und professioneller Hilfe. Daher sollten Betroffene mit erhöhtem Risiko die Chance nutzen, sich einer umfassenden Diagnostik zuunterziehen.
Prof. Frank Jessen, der Hauptautor der S3-Leitlinie „Demenzen“betont: "Eine Früherkennung der Alzheimer-Erkrankung ist für viele Menschen wichtig, um sich auf ihre persönliche Zukunft einstellen zu können und ihre Lebensplanung entsprechend auszurichten. Außerdem können durch Veränderungen des Lebensstils, zum Beispiel durch vermehrte körperliche und geistige Aktivität und Umstellung der Ernährung möglicherweise ein Fortschreiten der Erkrankung verzögert werden, wenn man sie früh genug entdeckt."
Alzheimer-Risikodiagnostik: Was kostet dieses Testverfahren?
Im Rahmen der ARDX®-Untersuchung werden MRT-Aufnahmen vom Kopf gemacht, die mithilfe des computergestützten Auswerteerfahrens analysiert werden. Die ARDX® ist in Deutschland nach wie vor eine private Leistung, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen werden. Nur die privaten Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die MRT, die mit bis zu 860 Euro abgerechnet und erstattet werden. Entsprechend unterschiedlich ist das Preisgefüge in den Kliniken und Praxen. Patienten, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen möchten, sollten sich daher vorab bei ihrem Arzt informieren.
Wann ist die Alzheimer-Risikodiagnostiksinnvoll?
Gedächtnisstörungen sind eine Begleiterscheinung einer Alzheimer-Erkrankung, sie können aber auch viele andere Ursachen haben wie zum Beispiel Diabetes, Depression, Dehydrierung oder auch Schilddrüsenprobleme. Die ARDX® kann aufklären, inwieweit die Gedächtnisstörungen auf Alzheimer-typische hirnorganischen Veränderungen zurückzuführen sind. Liegt diese nicht vor, kann eine Alzheimer-bedingte dementielle Entwicklung bei vorliegenden Gedächtnisstörungen sicher ausgeschlossen werden.
Mehr Informationen zur ARDX® unter www.alzheimer-risikodiagnostik.de.
1 Bartzsch O, Gertheiss J, Calabrese P (2015) Wert und Akzeptanz einer Alzheimer-Risikodiagnostik. Nervenarzt.DOI 10.1007/s00115-015-4402-x http://link.springer.com/article/10.1007/s00115-015-4402-x?wt_mc=internal.event.1.SEM.ArticleAuthorOnlineFirst
2 Suppa P, Hampel H,Spies L, Fiebach J, Dubois B und Buchert R (2015b) Fully automated atlas-based hippocampal volumetry for clinical routine: validation in subjects with mild cognitive impairment from the ADNI cohort. J Alzheimers Dis 46:199–209.
3 Suppa P, Anker U, Spies L, Bopp I, Rüegger-Frey B, Klaghofer R, Gocke C, Hampel H, Beck S und Buchert R (2015a) Fully automated atlas-based hippocampal volumetry for detection of Alzheimer’s disease in a memory clinic setting. J Alzheimers Dis 44:183–193.
4 Leitlinie der European Federation of the Neurological Societies (EFNS) in Hort J et al. (2010) EFNS guidelines for the diagnosis and management of Alzheimer’s disease. European Journal of Neurology 17:1236-1248.