Anti-Aging für die Altersstimme
Anti-Aging für die Altersstimme
28.11.2016
Bildquelle: Prof. Markus Hess, Phoniater und Gründer der Deutschen Stimmklinik Hamburg
Hohe Stimmlage, heiser, gepresst: Männer und Frauen können schon ab dem 50. Lebensjahr betroffen sein /Stimmchirurgischer Eingriff mit Eigenfett oder Hyaluronsäure
Der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wächst – und damit die besondere Aufmerksamkeit auf die Altersstimme. Denn im Laufe des Lebens verändert sich durch den biologischen Alterungsprozess das Klangbild. Die Symptome und Beschwerden – sie können schon ab dem 50. Lebensjahr auftreten – stellen für viele betroffene Männer und Frauen eine sozialkommunikative Einschränkung dar.
Die stimmchirurgische Behandlung durch Spezialisten nimmt den Leidensdruck und sorgt wieder für eine kräftigere und resonantere Stimme. Wie wirkt die Anti-Aging-Operation und wer profitiert von dem ambulanten Verfahren? Prof. Markus Hess, Phoniater und Gründer der Deutschen Stimmklinik in Hamburg, beantwortet die wichtigsten Fragen.
Um welche Symptome und Beschwerden geht es bei der Altersstimme?
Antwort: Der natürliche Alterungsprozess betrifft auch die Stimme, die sich im Laufe eines Lebens ändert. Im jungen Alter kraftvoll und klar, verliert sie im Alter manchmal ihre Klanqualität. Typisch ist die meist auffällige hohe Stimmlage. Die Stimme klingt gepresst, krächzend. Oftmals räuspert sich der Betroffene, weil er den Eindruck hat, dass eine Verschleimung Ursache für die brüchige Stimme ist. Die Stimmveränderungen sind individuell und stark variierend. Bei dem einen treten die Veränderungen schon etwa ab dem 50. Lebensjahr auf, andere erfreuen sich noch im hohen Alter einer kraftvollen Stimme ohne Beeinträchtigungen.
Sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen?
Antwort: Unter der Altersstimme leiden mehr Männer als Frauen. Typisches Symptom für Männer ist der „Greisendiskant“, das plötzliche Umschlagen der Stimme in die Fistellage. Auch die zunehmende Heiserkeit und die „hauchige“ Stimme machen das Sprechen unangenehm und schwer. Damit wächst auch der Leidensdruck und der Eindruck, von Freunden, Familie und Arbeitskollegen nicht mehr verstanden zu werden. „Diese Stimme ist nicht mehr meine.“ Der Betroffene zieht sich zunehmend zurück und geht in die soziale Isolation. Es liegt eine sozialkommunikative Beeinträchtigung vor, die ähnlich wie Altersschwerhörigkeit von Krankenkassen als medizinische Indikation eingestuft wird.
Was sind die Ursachen für die Altersstimme?
Antwort: Im Laufe des Lebens verändern sich die nur 10 Millimeter langen Stimmlippen im Kehlkopf. Sie verlieren an Spannung, Elastizität und Masse. Durch diese Volumenminderung wird die Stimmlippe dünner. Wir sprechen dann von einer Stimmlippenatrophie. Die Rückbildung des gesamten Stimmlippenkörpers sorgt dafür, dass sich die Stimmlippen dauerhaft nicht mehr treffen und eine Öffnung entsteht – heraus kommt dann ein leiser, heiserer Stimmklang. Der häufigste Kompensationsversuch ist das Sprechen in einer höheren Stimmlage, die nicht nur vom Betroffenen selbst als unangenehm empfunden wird.
Wie wird die Altersstimme diagnostiziert?
Antwort: Eine Stimmlippenatrophie ist vom behandelnden Arzt sofort deutlich zu hören, denn die Symptome sind meist sehr eindeutig. Eine sichere Erstdiagnose liefert die Kehlkopfspiegelung. Dabei schaut der Arzt mit einer kleinen Optik in den Rachen des Patienten – wie beim Zahnarzt, nur ein wenig weiter hinten im Rachen. Um einen möglichen Würgereiz beim Patienten zu vermeiden, bietet sich für die Erstdiagnostik die videostroboskopische Untersuchung an.
Hochauflösende HD-Kameras liefern beim Krankheitsbild Altersstimme deutliche Bilder von volumenreduzierten, sehr dünnen Stimmlippen auf beiden Seiten, die sich nicht mehr schließen. Diese Ausschlussdiagnostik gibt dem Patienten Sicherheit bei der bangen Frage, ob ein Tumor, eine Zyste oder eine Entzündung Ursache für sein verändertes Klangbild sein könnten. Die Diagnose dauert nur wenige Minuten und ist absolut schmerzfrei.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Antwort: Bei einer leichten Form der Stimmlippenatrophie sollte eine stimmtherapeutische Behandlung erfolgen, um die Stimmbandmuskulatur aufzubauen. Das Verfahren ist jedoch meist langwierig und die resultierende Stimmqualität für Betroffene nicht immer befriedigend. Die Unterfütterung der beiden dünnen Stimmlippen mit Eigenfett oder Hyaluronsäure gehört zur bewährten stimmchirurgischen Behandlung. Auf diese Weise erhalten die Stimmlippen ihr Volumen zurück und die Stimme klingt wieder jünger und klarer.
Dem Patienten wird in Vollnarkose entweder Eigenfett aus dem Bauch oder künstliches Material in der Menge einer Bohne in beide Stimmlippen injiziert. Das Material wird vom Stimmarzt gleich anschließend mit einem Spezialinstrument symmetrisch auf beide Stimmlippen verteilt und modelliert. Während das körpereigene Fettgewebe in den Stimmlippen verbleibt, baut sich die Hyaluronsäure spätestens nach einem Jahr ab.
Ist der Patient nach der Anti-Aging-Operation sofort wieder bei Stimme?
Antwort: Der phonochirurgische Eingriff dauert 50 bis 60 Minuten. Der Patient kann danach sofort sprechen und muss keine Stimmruhe einhalten, aber durch die Überkorrektur ist der Stimmklang noch nicht perfekt. Die unmittelbare Stimmverbesserung ist jedoch sehr beeindruckend. Die deutliche Verbesserung der Stimme ist nach Abheilung nach circa 3 Wochen hörbar. Für viele Patienten mit jahrelangem Leidensdruck eine unglaubliche emotionale Erleichterung.
Wird der stimmchirurgische Eingriff von den Krankenkassen übernommen?
Antwort: Die ambulant vorgenommene Operation wird auf Basis einer medizinischen Indikation vorgenommen und ist kein ästhetisch-kosmetischer Eingriff, wie fälschlicherweise oft angenommen. Die Stimmlippenatrophie gilt als Krankheit ähnlich wie Altersschwerhörigkeit, deren Behandlungskosten bei gegebener Indikation regelhaft von den Krankenkassen getragen werden.
Die DEUTSCHE STIMMKLINIK ist mit die modernste Stimmklinik Europas und als national und international multidisziplinäres Zentrum auf alle Belange der Stimme spezialisiert. Es werden alle Arten von Störungen der Sprechstimme und der Singstimme mit neuesten computergesteuerten Videotechniken und Stimmanalyseverfahren diagnostiziert und konservativ oder phonochirurgisch behandelt. Der besondere Fokus gilt der Behandlung von Stimmstörungen bei Sprech- und Singberufen (Sänger, Moderatoren, Berufssprecher).
Im Bereich der stimmverbessernden Operationen gehört Prof. Hess in Deutschland und Europa zu den Stimmchirurgen mit den meisten phonomikrochirurgischen Eingriffen. Er hat in den vergangenen Jahren weit mehr als 5.000 Operationen an den Stimmlippen durchgeführt.
Weitere Informationen unter www.stimmklinik.de.