Individuelle Rezepturen aus der Apotheke - Handarbeit mit einwandfreier Qualität
Individuelle Rezepturen aus der Apotheke - Handarbeit mit einwandfreier Qualität
22.09.2015
Bildquelle: ABDA
Passgenau und auf die Bedürfnisse jedes Patienten abgestimmt haben Hamburger Apotheker nach Erhebungen des Deutschen Arzneiprüfungsinstitut e.V. im Jahr 2014 rund 275.000 Rezepturen für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) hergestellt. Da einige Medikamente in ihrer Zusammensetzung oder Dosierung nicht industriell produziert werden, sind eigens für den Patienten angefertigte Präparate unersetzbar.
Durch sie können Patienten mit besonderen Bedürfnissen verlässlich und unter Einhaltung höchster Qualitätsstandards versorgt werden, betont die Apothekerkammer Hamburg. Diese Leistung der Apotheken sollte dementsprechend honoriert werden. Mit der festgeschriebenen Vergütung können die Apotheker die Kosten für ihr Präzisionshandwerk derzeit nicht decken. Daher fordern sie eine klare Anpassung des Honorars an die erbrachte Leistung.
Der feine Unterschied
Individualrezepturen sind speziell für einen bestimmten Patienten angefertigte Arzneimittel, die in einer Apotheke hergestellt werden. Cremes oder Salben mit besonderen Inhaltsstoffen für Patienten mit Hautleiden machen den größten Anteil der nachgefragten Individualrezepturen aus. Unter den Begriff Spezialrezepturen fallen patientenindividuell hergestellte Arzneimittel für parentale Anwendungen.
Meistens handelt es sich dabei um mit Antibiotika, Krebs- oder Schmerzmitteln angereicherte Infusionslösungen. Da Rezepte von Privatpatienten oder auf direkte Nachfrage hergestellte Rezepturen in der Erhebung des Deutschen Arzneiprüfungsinstitut e.V. nicht nachgefragt wurden, liegt die Zahl der tatsächlich angefertigten Rezepturen wohl deutlich über 275.000.
Vorteile für die Patienten
Viele Patienten profitieren von den individuell auf ihre Bedürfnisse angepassten Arzneien: Oft sind Dosierung oder Darreichungsform von Fertigarzneimitteln für Kinder problematisch, da sich Arzneimittelhersteller am Bedarf von Erwachsenen orientieren. Dementsprechend müssen Apotheker Medikamente auf eine für Kinder verträgliche Dosis reduzieren.
Wer Probleme mit Allergien oder Unverträglichkeiten hat, findet in den per Hand angefertigten Rezepturen geeignete Alternativen und kann seine Medikamente auf Wirkstoffunverträglichkeiten anpassen lassen. Möglich ist auch, dass Patienten auf gewisse Arzneiformen angewiesen sind, die von der Industrie nicht geliefert werden. Dann kann der Apotheker den benötigten Wirkstoff in einer anderen Arzneiform anbieten. Insgesamt ist die Herstellung der Medikamente zeitintensiv und bedarf höchster Präzision.
Je nach Zusammensetzung des nachgefragten Rezepturarzneimittels benötigen Apotheker bis zu anderthalb Stunden zur Herstellung – nicht eingerechnet ist der Aufwand für Dokumentation und Absprachen mit den Ärzten. Generell sind die Honorare für Herstellung, Dokumentation und Prüfung vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Allerdings können Apotheker mit den festgeschriebenen Honoraren ihre Kosten für die Herstellung von Individual- und Spezialrezepturen nicht decken.
Daher fordern Hamburgs Apotheker für die Herstellung einer Salbe eine Verdreifachung des Honorars, das derzeit bei fünf Euro liegt. Um die Kosten für das Anfertigen von Kapseln oder Augentropfen zu decken, müssten die aktuellen Preise von sieben Euro vervierfacht werden, kalkulieren die Hamburger Apotheker.
Höchste Qualität ohne Kompromisse
Die Herstellung von Arzneimitteln geht mit einer engmaschigen Qualitätskontrolle einher. Die Qualitätssicherung beginnt mit der Prüfung der Ausgangsstoffe und Behältnisse. Apotheker kontrollieren, ob die vom Arzt vorgegebene Zusammensetzung der Rezeptur sinnvoll ist. In schwierigen Fällen erörtern sie gemeinsam mit dem Arzt, wie die Rezeptur angepasst werden kann. Daher gehört ein vertrauensvoller Austausch zwischen Arzt und Apotheker zum Alltag in den Apotheken.
Eine besondere Herausforderung besteht darin, die Wünsche des Arztes hinsichtlich der Zusammensetzung und gleichzeitig die pharmazeutischen Qualitätsanforderungen auf einen Nenner zu bringen: So können die Stabilität und Haltbarkeit der Zubereitung, die Verträglichkeit der Inhaltsstoffe untereinander sowie die Freigabe des Wirkstoffes während der Anwendung kritische Größen sein.
Ist die Rezeptur festgelegt, fertigen Apotheker die Medikamente auf Basis eines Herstellungsprotokolls an, welches das genaue Vorgehen beschreibt. Jeder Arbeitsschritt wird ausführlich dokumentiert. So ist sichergestellt, dass jeder Patient sein Medikament in höchster Qualität erhält.
Die Apothekerkammer Hamburg ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Institution der apothekerlichen Selbstverwaltung für die ca. 2.400 Apotheker und Apothekerinnen, sowie Pharmazeuten im Praktikum in Hamburg. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberuf. Er ist laut Gesetz für die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zuständig.
Wer Apotheker werden will, muss ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr absolvieren. Der Apotheker berät die Patienten hinsichtlich ihrer Medikation und unterstützt sie, ihre Therapie im Alltag umzusetzen. Als Fachmann für Arzneimittel und Prävention ist der Apotheker neben dem Arzt der erste Ansprechpartner in gesundheitlichen Problemen.