Ist Kieferorthopädie im Alter sinnvoll? Möglichkeiten und Grenzen
Ist Kieferorthopädie im Alter sinnvoll? Möglichkeiten und Grenzen
25.03.2020
Ein strahlendes Lächeln im Alter ist vielen wichtig - pixabay.com © olcayertem (CC0 Creative Commons)
Früher waren Zahnspangen etwas für Kinder und Jugendliche, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Immer mehr Erwachsene und auch Senioren entscheiden sich für eine Zahnkorrektur. Auch sie wünschen sich einen gesunden Biss und wollen etwas für sich selbst tun. Gerade Zähne sind ästhetisch und wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.
Wie sinnvoll ist kieferorthopädische Behandlung im Alter?
Kieferorthopädische Behandlungen sind prinzipiell in jedem Alter möglich und mit Blick auf die persönlichen Einschränkungen, die schiefe Zähne mit sich bringen können, auch sinnvoll.
Eine schiefer Aufbiss sorgt in der Regel für Verspannungen im Kiefer und Nacken. Diese können so stark werden, dass die Schmerzen bis in die Schultern und den Rücken abstrahlen. Auch Kopfschmerzen haben ihre Ursache häufig in einer Fehlstellung des Gebisses.
Nicht immer sind Schmerzen der Grund, um die Zähne im Alter richten zu lassen. Manchmal spielen auch ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Zahnhalteapparat, also gesundes Zahnfleisch, Kieferknochen und Zähne. Altersbedingt gibt es Besonderheiten, die bei kieferorthopädischen Maßnahmen berücksichtigt werden müssen, damit ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden kann.
Eine kieferorthopädische Behandlung bei Senioren ist auch dann zu empfehlen, wenn sich durch einen Lückenschluss in der Zahnreihe der Einsatz von Implantaten komplett vermeiden lässt. Die kieferorthopädischen Maßnahmen sind im Vergleich wesentlich schonender als der operative Eingriff, den Implantaten verursachen.
Aktiven Wunsch nach Zahnkorrektur beim Kieferorthopäden vorbringen
Viele ältere Menschen wünschen sich harmonisch geformte Zahnbögen und ein strahlendes Lächeln. Ein gepflegtes Äußeres ist vielen wichtig, für sie gehört es zur Lebensqualität. Hinter vorgehaltener Hand lächeln zu müssen stellt für Senioren eine unangenehmer Einschränkung dar.
Eine gute Zahngesundheit hat sich inzwischen gesellschaftlich weit etabliert. Auch gesunde und aktive Senioren haben gehobene Ansprüche, was ihre Zähne angeht. Wichtig ist, dass Senioren einen erfahrenen Zahnarzt ansprechen und sich beraten lassen, inwieweit sie Fehlstellungen behandeln lassen können. Nur gemeinsam lassen sich möglicherweise zu hochgesteckte Wünsche von Senioren mit den realistisch möglichen Zielen der Kieferorthopädie in Einklang bringen.
Es ist immer eine Einzelfallentscheidung, ob eine kieferorthopädische Behandlung empfehlenswert und sinnvoll ist. Der behandelnde Kieferorthopäde untersucht dabei das Gebiss, klärt die Indikation und den Zeitrahmen der gewünschten Maßnahmen. Übrigens sind zahnmedizinische Behandlungen auch für Senioren über die gesetzliche Krankenversicherung abrechenbar. Eine ausführliche Beratung, selbst wenn das Ergebnis dazu führt, dass keine kieferorthopädische Behandlung vorgenommen wird, bezahlt die Krankenkasse.
pixabay.comKieferorthopädische Behandlungen können anstrengend sein. Patienten sollten sich regelmäßig Ruhe und Erholung gönnen. Foto: pixabay.com © skeeze (CC0 Creative Commons)
Wichtig für ältere Patienten: Erholung und Ruhe
In Abhängigkeit von der Intensität des Eingriffs und der damit im Zusammenhang stehenden Behandlung haben sich Erholungsphasen für Senioren bewährt. So lässt sich beispielsweise in der Kurklinik in Bad Schmiedeberg, die die Indikation „Zahn“ in ihrem Portfolio ausweist, das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Hier können sich Gäste und Patienten entspannen und erholen, denn das Angebot ist breit gefächert und auf Gesundheit und Wohlbefinden ausgerichtet. Auch Rollstuhlfahrer können sich einbuchen, für sie stehen spezielle Gästezimmer zur Verfügung. Bad Schmiedeberg liegt in Sachsen-Anhalt im Naturpark Dübener Heide umgeben von idyllischem Grün. Hier können Gäste auch außerhalb der Kurklinik regenerieren und frische Kraft tanken.
Zahnhygiene bei Senioren
Im Zusammenhang mit einer geplanten kieferorthopädischen Maßnahme müssen Senioren sich intensiv mit dem Thema Zahnreinigung beschäftigen. Zum einen ist es ratsam, regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung beim Kieferorthopäden oder Hauszahnarzt durchführen zu lassen. Auf der anderen Seite verändert sich das private Mundhygieneprogramm zu Hause. Bevor die kieferorthopädischen Maßnahmen ergriffen werden, müssen Gebiss und Zahnhalteapparat gesund und entzündungsfrei sein. Das gilt im Übrigen nicht nur für Senioren, sondern für Patienten in jedem Alter.
Da die manuellen Fähigkeiten im Alter etwas zurückgehen und außerdem Mundtrockenheit beispielsweise in Folge regelmäßiger Medikamentengaben auftritt, ist eine engmaschige Überwachung ratsam. Im Zweifel sollte der Zahnarzt bei der Mundhygiene öfter als üblich unterstützen und dem Patienten dabei helfen, passende Hygienemaßnahmen anzuwenden.
Welche Kieferorthopädische Maßnahmen eignen sich für Senioren?
Wie bei anderen Patientengruppen auch gibt es verschiedene Ansätze und Methoden. Herausnehmenbare Klammern und festsitzende Multibracketapparaturen bieten sich an. In Abhängigkeit von den individuellen Gegebenheiten und im Einklang mit dem Patienten Wunsch wird die Methode gewählt.
- Kaum sichtbare Zahnschiene – mit einem Schienensystem aus transparentem Material lassen sich Zähne bedingt richten. Der große Vorteil von transparenten Zahnschienen ist, dass sie im Alltag fast unsichtbar sind. Außerdem ist es möglich, eine ideale Mundhygiene zu praktizieren.
- Unsichtbare Multibracketapparatur – eine aufgeklebte Multibracketapparatur auf der Rückseite der Zähne ist komplett unsichtbar und lässt viele Behandlungsvarianten zu. Mithilfe von Gummiimplantaten und Minischrauben sind individuelle zahnorthopädische Korrekturen fein zu justieren. Allerdings ist die Pflege zu Hause schwieriger und erfordert mehr Geschick. Werden die Brackets vorne auf die Zähne aufgeklebt, können sie aus Keramik gefertigt werden, um nicht zu stark ins Auge zu fallen. Die vereinfachen die tägliche Zahnpflege.
Grenzen kieferorthopädische Maßnahmen bei Senioren
Reduziert sich das parodontale Gewebe und verändert sich der Knochenstoffwechsel, verschieben sich die Grenzen der Korrekturmöglichkeiten. Auch wenn die Sehkraft nachlässt und die manuelle Geschicklichkeit immer mehr zurückgeht, kann die adäquate Mundhygiene vom Patienten nicht mehr geleistet werden.
Je älter Menschen werden, desto mehr Medikamente nehmen sie ein, oftmals sogar zu viele. Die Medikamente wirken sich unter anderem auf den Knochenstoffwechsel aus. Senioren mit dem Wunsch nach einer kieferorthopädischen Regulierung müssen ihrem Zahnarzt deshalb immer sagen, welche Medikamente sie einnehmen und außerdem über Veränderungen der Medikation informieren. Nur so lässt sich eine adäquate Behandlung planen.
Senioren sollten wissen, dass bestimmte Medikamente Zahnbewegungen steigern oder vermindern können. Dazu gehören beispielsweise die folgenden:
- Aspirin, Diclofenac, Ibuprofen und andere Medikamente aus der NSAID-Gruppe vermindern bei regelmäßiger Einnahme die Zahnbewegung.
- Kalziumgaben beispielsweise bei Osteoporose steigern die Zahnbewegung.
- Corticosteroide, wie zum Beispiel Cortisol oder Prednisolon, die gegen Entzündungen Allergien oder Asthma bronchiale verschrieben werden, haben in Abhängigkeit von der Einnahme entweder steigernde oder mindernde Wirkung auf die Zahnbewegung.
Neben diesen beschränkenden Auswirkungen in Hinblick auf kieferorthopädische Maßnahmen gibt es eine Reihe von Krankheiten, die Zahnbewegungen verlangsamen und dadurch längere Behandlungszeiten erfordern. Mitunter sind sie als Kontraindikation zu werten.
Wer an Rheuma leidet oder Parkinsonpatient ist, ist in der Regel nicht in der Lage, die notwendige Zahnhygiene walten zu lassen. Auch ältere Menschen mit Atemwegserkrankungen oder Diabetiker sowie Personen die Antidepressiva, Antihistaminika oder Blutdrucksenker konsumieren, sollten kieferorthopädische Behandlungen nicht wahrnehmen. Grund ist, dass die Medikamente den Speichelfluss reduzieren und die Kariesbildung damit begünstigen.