Zehn Irrtümer aus der Urologie

Zehn Irrtümer aus der Urologie

24.06.2014

Ratgeber: Zehn Irrtümer aus der Urologie

Copyright: © Dr. Reinhold Schaefer

Viele Volksweisheiten halten näherer Betrachtung nicht stand

Rund um die Urologie kursieren zahlreiche Mythen: Oft halten sie einer fachlichen Überprüfung jedoch nicht stand. Dr. Reinhold Schaefer, Urologe und Geschäftsführer des Ärztenetzwerks Uro-GmbH Nordrhein klärt über zehn häufigsten Irrtümer auf.

Mythos Nr. 1: Laptops, Sitzheizung & Co. machen impotent

Häufiges Thema: die männliche Potenz und Fruchtbarkeit. Gerade technische Geräte stehen immer wieder in Verdacht, die Männlichkeit zu gefährden. Dem Volksglauben nach beeinträchtigt beispielsweise Wärme durch Sitzheizung oder die Benutzung von Laptops auf dem Schoß die Fruchtbarkeit. „Es stimmt zwar, dass Hoden starke Wärme nicht vertragen“, erklärt Dr. Schaefer. „Für eine dauerhafte Schädigung wäre aber eine wochen- bis monatelange Überhitzung nötig.“

Mythos Nr. 2: Lahme Spermien durch Handystrahlen

Handys gelten dagegen vor allem aufgrund der von ihnen ausgehenden Strahlung als fruchtbarkeitsschädigend. Diese Angst scheint nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand allerdings unbegründet. Auch hier kommt allenfalls Wärme, welche Mobiltelefone vor allem beim Tragen in Hosentaschen abgeben, als Ursache für eine temporär eingeschränkte Spermienqualität infrage.

Mythos Nr. 3: Fahrradfahren gefährdet die Männlichkeit

Ebenfalls hartnäckig hält sich das Gerücht, Fahrrad fahren mache impotent. Urologen widersprechen aber auch dieser häufig geäußerten Vermutung. Selbst wer viel und lange radelt, trägt demnach keinen Schaden davon. Eventuelle Schmerzen nach längeren Touren führen Experten auf eine Fehlstellung des Sattels zurück. „Selbst diese schmerzhaften Reizungen deuten jedoch in keiner Weise auf Einschränkungen der Potenz hin,“ betont Dr. Schaefer.

Mythos Nr. 4: Kälte verursacht Blasenentzündungen

Beim weiblichen Geschlecht hingegen drehen sich Volksweisheiten aber häufig um eine Erkrankung, unter der viele Frauen wirklich oft leiden: Blasenent-zündungen. Nach landläufiger Meinung wird sie durch Unterkühlung verursacht. In dieser Aussage steckt zumindest ein Funken Wahrheit, denn Nässe und Kälte begünstigen die Entstehung einer Blasenentzündung. Verursacht wird die Erkrankung jedoch durch Bakterien, die auf unterschiedlichsten Wegen in die Harnblase gelangen.

Mythos Nr. 5: Cranberrysaft als „Wunderwaffe“ gegen Harninfekte

Als sanftes Mittel gegen Harnwegsinfektionen empfehlen viele den Genuss von Cranberrysaft, -kapseln oder der getrockneten Frucht. Doch auch hier zeigt sich, dass Mythos und Realität oft nicht übereinstimmen. „Ein in der Beere enthaltener Stoff erschwert Studien zufolge Bakterien zwar in der Tat, sich an den Wänden der Blase festzusetzen, einen verlässlicher Schutz oder ein wirksames Mittel gegen eine vorhandene Entzündung stellt er jedoch nicht dar“, stellt Dr. Schaefer klar.

Mythos Nr. 6: „Mir platzt gleich die Blase“

„Mir platzt gleich die Blase“ – ein Satz, der oft fällt, wenn das nächste stille Örtchen unerreichbar ist. Aber kann eine volle Harnblase wirklich platzen? Eine gesunde Blase fasst je nach Geschlecht und Körpergröße zwischen 250 und 500 Milliliter Urin und platzt nicht einfach, wenn eine Entleerung ausbleibt. Überschreitet die Menge jedoch das maximale Füllvolumen, kann selbst die stärkste Muskulatur dem Druck nicht mehr standhalten und die Blase entleert sich. Unangenehm, aber nicht gefährlich.

Mythos Nr. 7: Geschlechtskrankheiten sterben aus

Geschlechtskrankheiten sind die Kehrseite der Lust. Doch obwohl sich jeder mit Kondomen effektiv gegen diese zum Teil äußerst folgeschweren Erkrankungen schützen kann, macht sich zunehmend Sorglosigkeit breit. Tripper, Syphilis & Co. gelten als vom Aussterben „bedroht“. In Wahrheit nehmen alle diese Infektionen jedoch wieder zu. Da bestimmte Geschlechtskrankheiten Krebs auslösen oder unfruchtbar machen können, sollten Betroffene bei ersten Anzeichen sofort einen Urologen aufsuchen – und am besten vorbeugen.

Mythos Nr. 8: Nur Frauen kommen in die Wechseljahre

Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen – es gibt leichtere Phasen, als die Wechseljahre einer Frau. Doch nicht nur das weibli-che Geschlecht ist von den Folgen des sogenannten Klimakteriums betroffen. Auch etwa jeder dritte bis vierte Mann stellt unangenehme Erscheinungen wie Leistungsabfall, sexuelle Unlust oder Erektionsstörungen infolge von Hormonveränderungen an sich fest.

Mythos Nr. 9: Männer können immer

Nur allzu gerne möchten die meisten Männer diesem Mythos entsprechen. Doch auch beim starken Geschlecht nimmt das sexuelle Verlangen in bestimmten Lebensphasen und mit zunehmendem Alter ab. Bei jüngeren Männern – bis 45 Jahre – entstehen Erektionsprobleme häufig infolge von Stress, Medikamenten oder Alkohol. Im höheren Alter stehen oft körperliche Faktoren im Vordergrund. In beiden Fällen helfen Urologen, individuelle Auslöser und entsprechende Therapien zu finden.

Mythos Nr. 10: Blaue Wunderpille macht müde Männer munter

Als Ende der 90er Jahre erste erektionsfördernde Mittel auf den Markt kamen, waren die blauen Pillen nicht nur sprichwörtlich in aller Munde. Doch inzwischen ist die große Aufregung vorbei. Zwar gelten Potenzpillen nach wie vor als erfolgreiches Mittel gegen Erektionsstörungen, doch Männer ohne diese organische Dysfunktion beschreiben das nicht nachlassende Dauerhoch als eher lästig. Auch Nebenwirkung wie Kopfschmerzen und Übelkeit kommen begleitend hinzu. Zudem gibt es viele andere Ursachen für Erektionsstörungen, die sich durch diese Medikamente nicht behandeln lassen.

 

Nähere Informationen unter: www.urologen-nrw.de

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