Jetlag - wie lässt sich die verwirrte Bio-Uhr austricksen?
Jetlag - wie lässt sich die verwirrte Bio-Uhr austricksen?
12.04.2016
fotolia.com © Werner Fellner (#45590474)
Wer geschäftlich oder auch privat viel unterwegs ist, der wird vermutlich bereits das eine oder andere Mal mit ihm Bekanntschaft gemacht haben: dem Jetlag. Er entsteht aufgrund der Zeitverschiebung und bringt den menschlichen Biorhythmus für einige Tage durcheinander, sorgt für allerlei unangenehme Nebenwirkungen und lässt sich bei einem Langstreckenflug im Grunde kaum vermeiden. Mit der richtigen Vorbereitung sowie verschiedensten Maßnahmen ist es heutzutage allerdings möglich, dem Jetlag entgegenzuwirken. So lassen sich die Symptome mitunter reduzieren und teilweise auch gänzlich verhindern.
1) Der Jetlag – Grundlagen und Definition
Der sogenannte Jetlag ist ein Begriff aus den USA und beschreibt einen Zustand, der als Folge von Transmeridianflügen auftreten kann. Betroffen ist davon vor allem das vegetative Nervensystem, das mit zahlreichen Symptomen reagiert. Unter anderem können beispielsweise verschiedenste Grundbedürfnisse wie Hunger oder Müdigkeit – die normalerweise abhängig von bestimmten Tageszeiten sind – zu „falschen“ Zeiten auftreten. Ganz typisch für einen Jetlag sind daraus resultierend Hungergefühle, Abgeschlagenheit und Unwohlsein, Schlafstörungen oder Probleme mit dem Blutdruck.
a) So wichtig ist die innere Uhr für einen funktionierenden Körper
Die biologische Uhr des Menschen ist für viele lebenswichtige Funktionen verantwortlich, dementsprechend kann eine Störung mitunter schwerwiegende Folgen haben. Es handelt sich bei ihr um ein hochkomplexes System, welches sich am Tagesrhythmus ausrichtet und dabei auch Licht und Dunkel miteinbezieht. Neben Schlaf und Hungergefühlen hat sie auch großen Einfluss auf die Hormonproduktion, die Fruchtbarkeit, die Stressverarbeitung und sogar auf die Wirksamkeit von Medikamenten. Selbst die Alterung kann durch einen gestörten biologischen Rhythmus beschleunigt werden.
Tatsächlich hat die innere Uhr laut Hirnforschern sogar einen exakten Platz, sie befindet sich in einer zentralen Region des Gehirns, dem Hypothalamus. Dort sorgt sie dafür, dass alle biologischen Funktionen miteinander harmonieren. Insgesamt sorgt die innere Uhr im Idealfall dafür, dass der Organismus des Menschen auf 24 Stunden getaktet ist.
b) Entscheidende Faktoren, die einen Jetlag begünstigen
Die Zusammenhänge, die bei einem Jetlag eine Rolle spielen und für die entsprechenden Auswirkungen sorgen, sind im Detail betrachtet relativ komplex. Vor allem sind es die folgenden drei Faktoren Reisegeschwindigkeit des Flugzeugs, Zeitsystem der Erde und zirkadianes Zeitsystem, die dabei entscheidend sind. Durch ihr Zusammenwirken kommt es schließlich zum bekannten Jetlag-Phänomen.
i) Reisegeschwindigkeit des Flugzeugs
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Die Reisegeschwindigkeit ist ein bestimmender Faktor des Jetlags. Reisen, die nicht mehr als 60-90 Minuten Zeitverschiebung pro Tag beinhalten und beispielsweise mit Bahn oder Schiff unternommen werden, sind in der Regel kein Problem für den Biorhythmus des Körpers. Anders verhält es sich jedoch, wenn die Reisegeschwindigkeit über diesen Bereich hinaus zunimmt, denn dann bleibt das interne Zeitsystem mehr und mehr hinter der sich ändernden Zeit der Umgebung zurück. Dementsprechend verzögert sich die Anpassung während der Reise.
ii) Zeitsystem der Erde
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Auch das Zeitsystem der Erde spielt eine wichtige Rolle. Bekanntlich ist der Erdglobus in insgesamt 360 Längengerade, die sogenannten Meridiane, unterteilt. Vier Minuten lang fällt das Tageslicht in jeweils einen dieser Abschnitte, dann wandert es weiter nach Westen. 15 dieser Längengrade ergeben eine geographische Zeitdifferenz von einer Stunde. Auf diese Weise entstehen insgesamt 24 Zeitzonen rund um den Globus. Werden also 15 Längengrade bei einer Reise überschritten, so ändert sich die Tageszeit wie folgt:
- Von Westen nach Osten: der Tag verkürzt sich um eine Stunde
- Von Osten nach Westen: der Tag verlängert sich um eine Stunde
Je mehr dieser Längengrade bei einem Flug überquert werden, desto schwieriger wird es für den Körper, die verlorene Zeit wieder aufzuholen.
iii) Zirkadianes Zeitsystem
Zirkadian ist es anderes Wort für tagesrhythmisch und bezeichnet die Schwankungen von Körperfunktionen, die durch den Einfluss von Hormonen oder dem Tag-und-Nacht-Wechsel entstehen. Darunter fallen beispielsweise der Blutdruck, die Körpertemperatur, die Herzfrequenz oder der Schlaf-Wach-Rhythmus, die sich von Tag zu Tag geringfügig unterscheiden.
Unter dieses Zeitsystem fallen außerdem weitere äußere Einflüsse wie beispielsweise ein langes Wochenende, das den Tagesrhythmus verschiebt oder aber die typischen Aufsteh-Schwierigkeiten am Montagmorgen. Grundsätzlich handelt es sich hierbei also um die teils geringen, teils auch größeren Unregelmäßigkeiten, die sich jeden Tag auf den Organismus auswirken und so eine bessere oder schlechtere Ausgangssituation für einen Jetlag bieten.
2) Klassische Symptome eines Jetlags
Ein Jetlag tritt mit typischen Symptomen auf, die sich meist in unangenehmen Nebenwirkungen zeigen. In der Regel sind die folgenden Symptome dabei verhältnismäßig häufig anzutreffen und verschwinden meist erst wieder, wenn sich die innere Uhr dem neuen Tagesablauf angepasst hat.
a) Arten von Symptomen und individuelle Unterschiede
Wie stark die Symptome letztendlich sind, ist aber durchaus individuell unterschiedlich. Dies kann beispielsweise am Alter, der körperlichen Befindlichkeit, Medikamenteneinnahme oder der psychischen Verfassung liegen. Zudem hängen Dauer und Ausprägung von der Flugrichtung und den überflogenen Zeitzonen ab.
Interessanterweise berichten viele Reisende, dass die Jetlag-Symptome bei Flügen nach Osten intensiver auftreten. Dies liegt vermutlich daran, dass Westflüge den Tag verlängern und die innere Uhr damit besser fertig wird als mit einer Verkürzung des Tages.
b) Unterschied zum sozialen Jetlag
Heutzutage ist immer häufiger vom sozialen Jetlag zu hören, der jedoch nicht mit dem klassischen Jetlag zu verwechseln ist. Denn ersterer entsteht vor allem dadurch, dass Arbeitszeiten oder andere Verpflichtungen den Menschen dazu zwingen, gegen seine innere Uhr zu leben.
Fakt ist, dass nicht jeder Mensch den gleichen Schlafrhythmus hat, die Schlafforschung unterscheidet hier zwischen Früh- und Spätaufstehern.
- Die Frühaufsteher, die auch als Lerchen bezeichnet werden, haben es in der heutigen Gesellschaft leichter, denn die üblichen Arbeitszeiten kommen ihnen entgegen.
- Die Spätaufsteher oder auch Eulen sind hingegen bevorzugt abends aktiv und dementsprechend wenig motiviert in der Frühe
Tatsächlich sind mittlerweile sogar die meisten Menschen Eulen, was an der Menge des Tageslichts liegt, das sie bekommen. Hierbei gilt: je schwächer das Licht, desto später beginnt auch die innere Uhr zu ticken. Lampenlicht kann diesen Missstand übrigens nicht ausgleichen, denn es ist zwischen 100 bis 1.000 Mal schwächer als Tageslicht. Laut impulsdialog.de leiden mittlerweile etwa 70% der Bevölkerung unter einem sozialen Jetlag, der wiederum zu andauernder Müdigkeit oder zu geringerer Konzentrations- und Leistungsfähigkeit führen kann.
3) Prophylaxe – wie der Jetlag bereits im Vorfeld bekämpft
Zur Behandlung eines Jetlags bieten sich zahlreiche Möglichkeiten an, die sowohl als Prophylaxe als auch spätere therapeutische Maßnahme genutzt werden können. Zudem stehen eine ganze Reihe praktischer Tipps bereit, die den Umgang mit einem Jetlag vereinfachen oder angenehmer gestalten.
Einige schnell und sofort anwendbare Tipps sind etwa folgende:
- Nicht unter Druck setzen lassen, entspannen während des Flugs
- Guten Sitzplatz auswählen, um bei Bedarf Fensterläden zu schließen und nicht für andere Passagiere aufstehen zu müssen
- Nackenkissen mitnehmen für besseren Schlaf
- Ruhezone schaffen (z.B. mit Nachtmaske oder Musik)
- Flugpersonal bitten, nicht gestört zu werden
Auch am Zielort können Reisende sich behelfen. Hier ist vorab eine Recherche im Internet besonders nützlich, um geeignete Maßnahmen für die Linderung der Beschwerden zu entdecken. So gibt die Website von momondo einige weitere Hilfestellungen, und rät beispielsweise zu einer Erfrischung unter der Dusche oder im Pool. Auch eine Gesichtswäsche kann die Müdigkeit abschütteln. Vor Ort sollte außerdem bis mindestens 21.00 Uhr wachgeblieben werden und idealerweise wird direkt nach der Ankunft ein wenig Zeit im Freien verbracht – um Sonne zu tanken und so die innere Uhr zu stabilisieren.
a) Voranpassung vor dem Flug als natürliche Methode
Eine natürliche Maßnahme stellt die Voranpassung vor dem Flug dar. Mit ihr lässt sich die innere Uhr nach- bzw. vorstellen. Der Reisende sollte dafür möglichst an mehreren Tagen vor Abflug seine Schlafenszeiten, Mahlzeiten und Ruhe-Aktivitätszeiten anpassen. Diese werden je nachdem, wie die Zeit am Reiseziel ist, um ein bis zwei Stunden vor- oder zurückgestellt –bei einem Ostflug früher und bei einem Westflug später.
Vermeidung der Anpassung bei Kurzaufenthalten
Handelt es sich bei dem Reiseziel um einen Ort, der nicht länger als 48 Stunden besucht wird, so wird empfohlen, auf eine Anpassung zu verzichten. Dies ist beispielsweise sehr häufig bei fliegendem Personal der Fall. Damit hier kein Jetlag aufkommt, sollten Reisende am besten an ihrem normalen Tagesrhythmus festhalten und sich an der ursprünglichen Ortszeit in ihrer Heimat orientieren.
b) Therapeutische Maßnahmen gegen die Symptome eines Jetlags
Um die zahlreichen Nebenwirkungen eines Jetlags zu reduzieren oder gänzlich zu vermeiden, sind vor allem therapeutische Maßnahmen geeignet. An allererster Stelle stehen hier Methoden, die sich direkt auf die „Zeitgeber“ fokussieren, also etwa das Licht zu bestimmten Tageszeiten, das auf den Bio-Rhythmus einwirkt. Auch die Verlängerung des Schlafs wäre eine Möglichkeit und wird unter anderem mithilfe von Hypnotika umgesetzt. Diese und weitere Möglichkeiten sollen im Folgenden genauer beleuchtet werden.
i) Medikamentöse Behandlung durch Pharmaka
Mit stetigen Fortschritten untersucht die Wissenschaft die Auswirkungen von Medikamenten auf den Biorhythmus. Die Auswahl an Pharmaka ist entsprechend hoch, wobei vornehmlich auf Benzodiazepine, Stimulantien, Hormone und weitere Pharmaka wie leichte Schlafmittel oder auch Vitamine zurückgegriffen wird. Sie alle wirken sich auf den Organismus und Biorhythmus des Menschen aus und kämpfen gegen die Schlaflosigkeit an.
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Benzodiazepine
Um Schlafstörungen und damit größere Schlafverluste zu vermeiden, wird im Einzelfall die Einnahme von geeigneten Schlafmitteln empfohlen. Benzodiazepine wirken hierbei sedativ und hypnotisch, wobei die Wirkung dosenabhängig ist. Sie dienen vor allem dazu, die Schlaflatenz zu verkürzen, die Weckschwelle zu erhöhen und die Häufigkeit spontanen Aufwachens zu verringern.
Insgesamt können sie so einen ruhigeren und besseren Schlaf fördern und Symptome wie Einschlafstörungen, verkürzte Schlafzeit und häufiges Aufwachen gezielt behandeln. In jedem Fall ist vor einer solchen Einnahme jedoch ein Gespräch mit dem Hausarzt notwendig und unbedingt zu empfehlen.
Bei den meist einfach als „Benzos“ bezeichneten Medikamenten handelt es sich um verschreibungspflichtige Mittel, vor allem deshalb, weil bei regelmäßiger Einnahme eine ausgeprägte Suchtgefahr besteht. Die Dauer der Anwendung sollte daher so kurz wie möglich sein. Eine mildere Alternative sind rezeptfreie Schlafmittel, aber auch hier sollte die Einnahme nicht langfristig sein.
Hormone (Melatonin)
Einen wichtigen Platz im funktionierenden Biorhythmus des Menschen nimmt auch das Hormon Melatonin ein. Normalerweise wird Melatonin lediglich in der Nacht produziert, so signalisiert es dem Körper, dass er schlafen soll. Es liegt also nahe, das Hormon für die Anpassung des Schlaf/Wach-Rhythmus zu nutzen. Wird das Hormon bei einem Transmeridianflug genutzt, so hilft es dabei, besser einzuschlafen. Beispielsweise kann es am Zielort genommen werden, falls ansonsten aufgrund des Jetlags kein Schlaf gefunden wird.
Der Rhythmus lässt sich so verhältnismäßig unkompliziert einem normalen Niveau anpassen. Zudem ist Melatonin in Kapselform und rezeptfrei in vielen Apotheken zu finden, wenn auch nur in geringer Dosierung. Anders sieht dies übrigens in anderen Ländern aus, in denen es sich laut doccheck.com stetig wachsender Beliebtheit aufgrund seiner Wirkung erfreut.
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Der Einsatz von Melatonin gegen Jetlag ist mittlerweile allerdings ein kontrovers diskutiertes Thema. So soll es nach der Einnahme recht spät wirken und die möglichen Nebenwirkungen sind derzeit noch unzureichend geprüft. Zudem sind weitere mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie etwa Gerinnungshemmern unklar.
Aus diesem Grund sollte unbedingt im Vorfeld die Meinung des Arztes eingeholt werden, selbst wenn Melatonin nicht verschreibungspflichtig ist. Auf diese Weise lassen sich unerwünschte Nebenwirkungen am besten vermeiden und vielleicht hat der Mediziner noch eine hilfreiche Empfehlung, mit welchem bestimmten Produkt oder welchem Hersteller bereits gute Erfahrungen gemacht wurden.
Wichtig: Die Rede ist hierbei vom Nahrungsergänzungsmittel Melatonin – wird Melatonin als vollwertiges Medikament verwendet, so weist es eine deutlich höhere Dosis auf und ist daher gemäß der Arzneimittelverschreibungsverordnung ein verschreibungspflichtiger Stoff.
ii) Der Einsatz von künstlichem Licht als Zeitgeber
Lange Zeit wurde dem Licht eine sehr geringe Bedeutung als Zeitmesser für den Menschen beigemessen, vor allem im Vergleich mit anderen Lebewesen. Sowohl bei Pflanzen als auch Tieren war hingegen hinreichend bekannt, dass Hell/Dunkel-Zyklen ihren Tagesrhythmus beeinflussten. Beim Menschen wurde aber zunächst davon ausgegangen, dass andere Faktoren wie etwa soziale Kontakte, die Kenntnis der Uhrzeit oder geregelte Maßnahmen dominieren.
1980 wurde die Bedeutung des Lichts neu von Alfred J. Lewy, einem Psychiater aus Oregon, hinterfragt. Er fand schließlich heraus, dass Licht großen Einfluss auf den Organismus hat. Mittlerweile gilt die Lichttherapie als etabliert bei vielen Krankheitsbildern und wird nicht nur beim Jetlag, sondern auch der Winterdepression oder grundsätzlichem Lichtmangel eingesetzt.
Die Behandlung erfolgt meist mithilfe einer intensiven Tageslichtlampe. Das Licht ist dem Sonnenlicht nachempfunden und hat eine Lichtintensität von etwa 10.000 Lux. Diese Lichtdusche kann morgens beispielsweise dazu beitragen, dass die innere Uhr genau weiß, dass der Tag angebrochen ist. Um dem Jetlag vorzubeugen, kann sie wie folgt angewandt werden:
- Flug in den Osten: 2 Tage vor Abflug 2 Stunden früher als gewöhnlich aufstehen und nach dem Aufstehen eine halbe Stunde die Lichttherapie anwenden
- Flug in den Westen: 2 Tage vor Abflug Lichttherapie eine halbe Stunde abends anwenden und dies jeweils 2 Stunden später als am Vortag.
Unterstützend können dabei auch die heute sehr beliebten Tageslichtwecker wirken. Sie simulieren einen Sonnenaufgang mittels immer heller werdendem Licht.
Erst kürzlich haben amerikanische Wissenschaftler eine weitere spannende Alternative erfolgreich getestet. Dabei handelt es sich um eine neue Form der Lichttherapie, die statt mit Dauerbeleuchtung mit Lichtblitzen arbeitet. Während ihrer Studie stellten die Forscher fest, dass die Blitz-Therapie effektiver war. Sie verzögerte die Müdigkeit am nächsten Tag um fast zwei Stunden, während die Dauerbeleuchtung nur auf 36 Minuten kam. Der genaue Versuchsablauf kann unter folgender Website nachgelesen werden.
iii) Ernährungsplan und Diät zur Behandlung von Jetlag
Eine gezielte Diät soll den Körper ebenfalls dazu animieren, sich schneller an neue Zeitzonen anzupassen. Das behauptet zumindest der amerikanische Wissenschaftler Dr. Charles Ehret, der die sogenannte „Anti-Jetlag-Diät“ entwickelte. Schon in den 80er Jahren wollte er so den Körper austricksen. Offenbar mit großem Erfolg, zumindest verkaufte sich sein damaliges Buch „Overcoming Jetlag“ sehr erfolgreich und das Forschungsinstitut, an dem er praktizierte, erhielt innerhalb weniger Monate mehrere 10.000 Nachfragen.
Die Vorgehensweise gestaltet sich wie folgt:
- Im Idealfall dauert die Diät vier Tage: Am dritten Tag vor dem Abflug wird reichhaltig und dreimal am Tag gegessen, morgens und mittags eiweißreich, abends kohlenhydratreich.
- Am zweiten Tag vor der Abreise gibt es nur noch kleine Mahlzeiten mit wenig Kohlenhydraten und nicht mehr als 700 Kalorien.
- Am Tag vor dem Flug isst der Reisende nur leichte Kost: Hüttenkäse, Eier, Fisch, Salat, Brühe, Früchte – insgesamt also wenig Kalorien und Kohlenhydrate.
- Sitzt der Reisende erst im Flugzeug, so tut er so, als wäre er bereits am Ziel und übernimmt die dort herrschenden Zeiten. Er schläft und isst nun also so, wie er es später auch am Zielort tun möchte. Am wichtigsten ist hierbei das Frühstück an Bord, das möglichst proteinreich und üppig ausfallen darf.
- Auch nach der Ankunft wird dieses reichhaltige Frühstück beibehalten, ebenso wird mittags gut gegessen. Am Abend sollen hingegen viele Kohlenhydrate zu sich genommen werden, außerdem wird frühes Schlafengehen empfohlen.
c) Achtung - Nicht jedes Hilfsmittel ist empfehlenswert
Gerade im Bereich der Medikamenteneinnahme sollte wirklich nur dann zu entsprechenden Präparaten gegriffen werden, wenn keine andere Möglichkeit besteht und der Arzt diese empfohlen hat. Zudem gilt es eine längere oder regelmäßige Einnahme zu vermeiden. Eine gesündere Alternative können oftmals pflanzliche Präparate sein, beispielsweise Baldrian. Die Wirkung ist hier zwar meist nicht so stark, dafür ist die Einnahme jedoch unbedenklich.
4) Die gesundheitlichen Folgen eines Jetlags
Die Zeitverschiebung stellt mitunter eine große Belastung für den Körper da, von der er sich früher oder später erholen muss. Wer seinem Organismus diese Zeit der Regeneration nicht ermöglicht, riskiert ernsthafte gesundheitliche Probleme. Bei einem regulären Flug in den Urlaub sollten die Folgen sich in der Regel allerdings in Grenzen halten, meist sind die Symptome nach 2 bis 3 Tagen wieder vorbei.
In dieser Zeit sind es vor allem die ausgeprägte Müdigkeit und die – paradoxerweise – teilweise schwere Schlafstörungen, die die ersten Urlaubstage prägen. Das Durchschlafen gelingt meist erst nach einigen Nächten wieder problemlos, ansonsten müssen Betroffene im Regelfall aber keine ernsthaften Folgen befürchten.
a) Mögliche Langzeitfolgen eines Jetlags
Wer nach einem Jetlag Untersuchungen im Schlaflabor vornehmen lässt, der wird selbst 14 Tage später noch Anzeichen auf die vergangenen Schlafstörungen finden, wie medizin.de erklärt. Auch die Körpertemperatur und Hormonausschüttung sind noch immer geringfügig aus dem Takt, jedoch sollten diese Auffälligkeiten für die meisten Betroffenen nicht mehr spürbar sein. Anders sieht es hingegen aus, wenn ein Jetlag auf Dauer aufrechterhalten wird oder immer wieder innerhalb kurzer Zeit auftritt.
Bild: fotolia.com © Syda Productions (#105023025)
i) Dauerhafter Jetlag geht an die Substanz
Dass ein dauerhafter Jetlag auftritt, sollte im Normalfall nicht vorkommen. Bei bestimmten Personengruppen wie etwa Flugpersonal oder Vielreisenden, die vielleicht sogar täglich große Strecken in der Luft überwinden, kann er im schlimmsten Fall jedoch chronisch werden. Zwar sind die regelmäßigen Aufenthalte in aller Welt durchaus einige – oder auch viele – Jahre erträglich, irgendwann gehen sie jedoch an die Substanz.
Zu vergleichen ist dies beispielsweise mit ständiger Nachtarbeit, wie sie auch in der Bevölkerung teilweise vorherrscht. Der aufgezwungene Fremdrhythmus kann über kurz oder lang zu Sekundenschlaf, stetiger Müdigkeit oder aber Schlaflosigkeit in der Nacht führen, sodass womöglich zu Aufputschmitteln oder Schlafmitteln gegriffen wird. Mit dem schlechten Schlaf geht Gereiztheit einher.
Zudem leiden die Abwehrkräfte, weil der Körper sich nicht richtig erholen kann – die Folge sind verschleppte Erkältungen, Kopfschmerzen, Magenschmerzen oder Verstopfung. Mitunter kommt auch die Ernährung zu kurz, denn der fehlende Schlaf sorgt für Stress und der wiederum beeinflusst das Essverhalten. Statt ausgewogener Mahlzeiten wird zu Snacks oder ungesunden Gerichten gegriffen, die schnell für neue Energie, aber auch Übergewicht sorgen.
Da die Belastungen für den Körper mit den Jahren überproportional ansteigen, geht dieser Prozess relativ schleichend vonstatten, macht sich im Alter jedoch umso stärker bemerkbar.
ii) Therapiemöglichkeiten bei Langzeitfolgen
Abgesehen davon, dass sich ein Jetlag effektiv vermeiden oder minimieren lässt und es so gar nicht erst zu Langzeitfolgen kommen muss, können und sollten diese im Fall der Fälle behandelt werden. Zwingend notwendig ist dafür ein geregelter Tagesrhythmus, denn nur so kann der Körper Kraft schöpfen. Dies kann durch neue Arbeitszeiten oder eine bewusstere Planung des Tages funktionieren, die beispielsweise gemeinsam mit dem Hausarzt erarbeitet wird.