Das Stresshormon Adrenalin – Selbsterhaltung und die Begünstigung von Süchten

Das Stresshormon Adrenalin – Selbsterhaltung und die Begünstigung von Süchten

21.01.2015

Das Stresshormon Adrenalin sichert seit Anbeginn der Zeit das Überleben. Bildquelle © Dudarev Mikhail - Fotolia.com

 

Befinden wir uns in einer Gefahrensituation oder sind gestresst, produziert unser Körper das Stresshormon Adrenalin in größeren Mengen. Dies ist eine lebensnotwendige Vorkehrung der Evolution, um, wenn nötig, die Bereitstellung von zusätzlichen Energiereserven zu gewährleisten. Doch die Notwenigkeit der Flucht oder des Kampfes entfallen in unserer modernen Industriegesellschaft zumeist und andere Faktoren treten an ihre Stelle. Konflikte im Privatleben und Überforderung im Beruf sind häufige Gründe, warum Menschen in unserer leistungsorientierten Gesellschaft gestresst sind. Anhaltender Stress ist die Ursache für zahlreiche psychische und körperliche Beschwerden und begünstigt zudem die Entstehung von Süchten. Was viele nicht wissen, ist jedoch, dass auch die Gefahr besteht, vom Stress selbst abhängig zu werden. So ist beispielsweise die Arbeitssucht eine gefährliche Erkrankung, die jedoch in der Gesellschaft meist noch honoriert wird. Der folgende Artikel befasst sich mit dem lebenswichtigen Hormon Adrenalin, geht verschiedenen Arten von Stressoren auf den Grund, zeigt auf, wie Stress die Entstehung von Süchten begünstigt und nennt Beispiele, in denen der Stress selbst zur Droge wird. 

 

1)    Adrenalin – Ein lebenswichtiges Hormon für die Selbsterhaltung

Gäbe es kein Adrenalin, wären unsere Vorfahren in der Steinzeit sicher weitaus häufiger von Säbelzahntigern und anderen Raubtieren gefressen worden. Adrenalin stellt dem Körper in Stresssituationen lebensnotwendige Kraftreserven bereit, sodass dieser kämpfen oder fliehen kann. Doch wie wurde dieses lebensnotwenige Stresshormon eigentlich entdeckt und welche Prozesse stößt eine Freisetzung im menschlichen Organismus an?

 

   a)    Die Entdeckung des Adrenalins

Der französische Physiologe Alfred Vulpian entdeckte bereits im Jahr 1856 den ersten Hinweis auf eine im Nebennierenmark vorkommende Substanz, die sich mit Eisen(III)-Chlorid einfärben ließ und vom Mark der Nebennierenrinde in die Blutbahn gelangte.

 

Adrenalin kommt im Nebennierenmark vor. Bildquelle © Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com

 

Die außerordentlichen pharmakologischen Eigenschaften dieser Substanz wurden jedoch erst Jahre später, nämlich 1893/1894, dem praktizierenden Arzt George Oliver und dem Physiologen Edward Albert Schäfer bewusst. Im Jahr 1897 versuchte der Pharmakologe John Jacob Abel die Substanz zu isolieren und gab ihr den Namen „Epinephrin“. Es gelang ihm jedoch nur eine unvollständige Reinigung der Nebennierenextrakte. Ein japanisch-amerikanischer Chemiker namens Jokichi Takamine ließ sich von Abels Arbeit inspirieren, stellte die Substanz im Jahr 1901 rein dar und ließ sie von der Firma Parke, Davis & Co. unter dem Namen „Adrenalin“ vertreiben. Zwar stellte sich Abels Epinephrin später als ein Artefakt der Isolierung heraus, dennoch werden die Namen Epinephrin und Adrenalin noch heute synonym gebraucht. Die chemische Synthese des Adrenalins fand 1904 statt.

 

   b)    Die Wirkung von Adrenalin

Als Stresshormon sorgt Adrenalin dafür, dass dem Körper sehr schnell Energiereserven bereitgestellt werden. Diese sollen, in Gefahrensituationen, das Überleben des Organismus schützen, etwa durch einen Kampf oder die Flucht.

 

      i)     Das Herz-Kreislaufsystem

Besonders wichtig ist die Wirkung, welche Adrenalin auf das Herz-Kreislauf-System hat. Unter anderem kommt es zu einem Anstieg des zentralen Blutvolumens, welcher durch die Kontraktion kleiner Blutgefäße, zum Beispiel in der Haut und den Nieren, sowie über eine Aktivierung von sogenannten α1-Adrenozeptoren, hervorgerufen wird. Zudem findet eine β2-Adrenozeptor-vermittelte Erweiterung zentraler und muskelversorgender Blutgefäße statt, wie unter chemie.de nachzulesen ist. Am Herzen selbst führt die Aktivierung von β1-Adrenozeptoren zur Erhöhung der Herzfrequenz, einer beschleunigten Erregungsleitung, einer Senkung der Reizschwelle sowie einer erhöhten Kontraktilität. Durch diese Prozesse wird die Herzleistung erhöht und der Blutdruck steigt.

 

      ii)     Muskulatur, Atmung, Magen-Darm-Trakt und Harnblase

Durch die Ausschüttung von Adrenalin kommt es zu einer Steigerung der Atmung sowie zur Inaktivierung nicht benötigter Prozesse, wie beispielsweise der Verdauung. Weiterhin bewirkt Adrenalin durch die Aktivierung von β-Adrenozeptoren eine Erschlaffung der glatten Muskulatur. Unter anderem stellt dies den Magen-Darm-Trakt ruhig und erweitert die Bronchien, was die Atmung erleichtert. Außerdem führt Adrenalin zu einer Kontraktion des Schließmuskels der Harnblase.

 

      iii)     Zugriff auf Energiereserven

Mithilfe der Steigerung des Fettabbaus führt die Freisetzung von Adrenalin zur erhöhten Bereitstellung von Energiereserven. Die steigende Adrenalinkonzentration sorgt weiterhin für die Neubildung von Glucose und in diesem Zusammenhang zu einem steigenden Blutzuckerspiegel. Auch der Energieumsatz wird durch die Ausschüttung von Adrenalin erhöht.

 

     iv)    Das zentrale Nervensystem

Da in der Nebenniere gebildetes Adrenalin die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann, werden beobachtete zentralnervöse Effekte als reflektorisch angesehen. Dennoch gelang es, in einigen Neuronen des Zentralnervensystems vor Ort hergestelltes Adrenalin als Neurotransmitter nachzuweisen. Die Rolle dieser Neuronen ist bisher jedoch nicht abschließend geklärt.

 

      v)    Weitere Effekte der Freisetzung von Adrenalin

Schweißproduktion, Gänsehaut und eine Erweiterung der Pupillen können als weitere Effekte der Freisetzung von Adrenalin festgestellt werden. Außerdem kommt Adrenalin eine Rolle bei der Blutgerinnung sowie der Fibrinolyse, also der körpereigenen Auflösung eines Blutgerinnsels, zu.


2)    Adrenalinausschüttung – Stress begünstigt nicht nur die Entstehung von Süchten, er kann auch selbst süchtig machen

Jeder geht anders mit Stress um, dennoch kann beobachtet werden, dass viele Menschen versuchen, auf ungesunde Art und Weise einen Ausgleich zu ihrem Alltagsstress zu finden. Sie treiben nicht etwa Sport oder üben sich in Meditation, sondern sie essen viel Schokolade, sie rauchen, konsumieren Alkohol oder andere Drogen. Inwieweit Stress die Entstehung von bestimmten Süchten begünstigt, wird im weiteren Textverlauf erläutert. Zudem kann jedoch auch festgestellt werden, dass der Stress selbst ein Suchtfaktor ist. In unserer modernen und leistungsorientierten Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen, die süchtig nach Stress sind. Deshalb soll die Arbeitssucht sowie die Glücksspielsucht an Spielautomaten, die eine ständige Suche nach dem Kick mit sich bringt, näher beleuchtet werden. Zuerst einmal aber steht die Frage im Raum, was Stress eigentlich ist.

   a)    Definition von Stress

Wie genau wird Stress eigentlich definiert? Bildquelle © lassedesignen - Fotolia.com

 

Was ist Stress eigentlich? Der ehemalige Psychologieprofessor der Standford University, Phillip Zimbardo definiert Stress folgendermaßen:

„Stress ist ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeit zur Bewältigung strapazieren oder überfordern. Diese Reizereignisse umfassen eine ganze Bandbreite externer und interner Bedingungen, die allesamt als Stressoren bezeichnet werden. Ein Stressor ist ein Reizereignis, das vom Organismus eine adaptive Reaktion verlangt.“ (Quelle: http://www.feuerwehrseelsorge.de/stresshoffeld.pdf)

 

      i)    Verschiedene Arten von Stressoren

Wie der PDF „Stress was ist das eigentlich?“ des Fachbereiches Psychologie der Universität Hamburg zu entnehmen ist, wird zwischen verschiedenen Arten von Stressoren unterschieden. Anbei soll nun eine kurze Erläuterung einiger dieser Stressoren stattfinden:


      (1)    Katastrophale Stressoren

 
Bei katastrophalen Stressoren handelt es sich um tiefgreifende und langanhaltende Ereignisse, welche Einfluss auf die gesamte Bevölkerung nehmen. Beispiele dafür sind unter anderem Kriege oder Naturkatastrophen.


     (2)    Persönliche Stressoren

 

Der Verlust des Arbeitsplatzes ist für viele Menschen ein persönlicher Stressor. Bildquelle © Osterland - Fotolia.com

 

Hierbei handelt es sich um belastende Ereignisse, die die meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben einmal treffen. Beispiele dafür sind die Geburt eines Kindes, ein Todesfall in der Familie, eine schlimme Erkrankung oder auch der Verlust eines Arbeitsplatzes.


      (3)    Hintergrund-Stressoren

Als Hintergrund-Stressoren werden dauerhafte Umstände verstanden, die anhaltend zu inneren Spannungen führen. Zwar sind diese Umstände für sich genommen nicht besonders schädlich, die dauerhafte Belastung macht sie dennoch gefährlich. Darunter zählen zum Beispiel anhaltende Unzufriedenheit im Job, soziale Konflikte oder auch hohe Ansprüche an die eigene Person, wie die nachstehende Statistik zeigt.

 

Die meisten Deutschen fühlen sich von ihrem Beruf, ihrer Schule oder dem Studium gestresst (© TK (Techniker Krankenkasse) / In: Statista 2014)


      (4)    Stressoren ohne sozialen Bezug

Zu den Stressoren ohne sozialen Bezug zählt beispielsweise die störende Wirkung von Licht oder dauerhaftem Lärm, genau wie allgemeine Reizüberflutungen. Jedoch kann auch die völlige Abschirmung von Außenreizen, in einem dunklen und schallisolierten Raum, zu Stressreaktionen führen.


      (5)    Stressoren mit überwiegend sozialem Bezug

Zu Stressoren mit überwiegend sozialem Bezug werden der Verlust von Personen, etwa durch eine Scheidung, der Wechsel der Arbeitsstelle oder des Wohnumfeldes sowie gesellschaftliche (bspw. eine Wirtschaftskrise)  oder auch soziale Konflikte gezählt.

 

   b)    Stress als begünstigender Faktor bei der Entstehung von Süchten

 

Anhaltender Stress kann die Entstehung einer Suchterkrankung begünstigen. Bildquelle © Photographee.eu - Fotolia.com

 

Es gibt unterschiedliche Faktoren, die die Entstehung von Süchten begünstigen können. Ein sozialer Faktor, der dabei eine Rolle spielt, ist Stress. Leistungsdruck, hohe Ansprüche an die eigene Person oder auch Konflikte im Beruf sowie im privaten Umfeld sorgen dafür, dass viele Menschen im Konsum von legalen oder illegalen Drogen eine Möglichkeit der Entspannung oder auch der Realitätsflucht suchen.


      i)     Am Beispiel von Tabakkonsum

 
Nicht selten begründen Raucher ihren Nikotinkonsum damit, dass er sie entspannen und somit bei der Bewältigung von stressigen Situationen helfen würde. Auf einen Nichtraucher jedoch wirkt Nikotin nicht entspannend, so www.nikotinpraevention.de. Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit entstehen, wenn Menschen, die es nicht gewohnt sind, zur Zigarette greifen. Ihre Rezeptoren sind nicht gegen das Nervengift geschützt, weshalb es nicht dieselbe Wirkung hat, wie bei Menschen, die regelmäßig rauchen. Entspannend wirkt Nikotin auf Raucher, wenn diese längere Zeit nicht geraucht haben. Das Nikotin dringt in die dämpfenden Schutzvorrichtungen der Rezeptoren ein und simuliert die Wirkung von Wohlfühlinformationen. Wird nicht geraucht, empfindet der Körper des Rauchers Entzugsstress. Summiert sich dieser mit äußeren Stressfaktoren und wird dann eine Zigarette geraucht, ist der gefühlte Entspannungseffekt am größten. Kurzfristig wirkt Nikotin also vor allem gegen den Stress, der durch den Entzug von Nikotin verursacht wird.

 

      ii)     Am Beispiel von Alkoholkonsum

Der Konsum von Alkohol zum Stressabbau ist gesellschaftlich akzeptiert. Bildquelle © william87 - Fotolia.com

 

Dass Alkoholismus in der modernen Gesellschaft so verbreitet ist, hat mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich bei Alkohol um eine gesellschaftlich akzeptierte Droge, die für Erwachsene überall leicht zu erwerben ist. Zudem kann ein genetischer Defekt einen weiteren begünstigenden Faktor für die Entstehung einer Sucht darstellen. Einer der wichtigsten sozialen Umstände ist jedoch die stressbetonte Lebensweise der leistungsorientierten modernen Gesellschaft. Isolation und auch Überforderung führen häufig dazu, dass viele Menschen, gerade in persönlichen Krisenzeiten, den Alkohol als Möglichkeit der Entspannung, der Realitätsflucht und der Beruhigung nutzen. Wie die nachstehende Statistik zeigt, greifen rund 38 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen zu Alkohol, um Stress abzubauen.

 

25 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer nutzen Alkohol, um Stress abzubauen (© TK (Techniker Krankenkasse) / In: Statista 2014)


   c)    Die Sucht nach Stress

 
Adrenalin kann wie eine Droge wirken und deshalb kann Stress, der zu einer Ausschüttung von Adrenalin führt, süchtig machen. Sei es der Adrenalin-Kick, den zahlreiche Menschen immer und immer wieder suchen, zum Beispiel, wenn sie Extremsportarten betreiben oder sich dem Glücksspiel hingeben oder sei es der Stress des Berufslebens. Im Folgenden werden die Arbeitssucht sowie die Spielsucht am Beispiel von Spielautomaten näher beleuchtet. Warum sind einige Menschen scheinbar süchtig nach Stress, obwohl dieser doch langfristig krank machen kann?

 

     i)    Arbeitssucht – von der Gesellschaft geschätzt und dennoch lebensgefährlich

Auch Arbeit kann zu einer Droge werden – Nicht selten ist das Burn-out-Syndrom die Folge. Bildquelle © stockasso - Fotolia.com

 

Stress im Berufsleben oder auch die Sucht nach Arbeit sind in vielen Branchen mittlerweile zu einem echten Statussymbol avanciert und führen nicht selten zum mittlerweile ebenfalls gesellschaftlich akzeptierten Burn-out. Schließlich kann nur derjenige ausbrennen, der vorher für seinen Job brennt und solche Personen ernten meist Anerkennung. Von Arbeitssucht betroffen sind vor allem Menschen, die in Industriegesellschaften wie Japan, den USA oder eben Deutschland leben. In diesen Ländern definiere man sich vor allem über seine Arbeit, so der Diplom-Psychologe Stefan Poppelreuter gegenüber der Zeit. Von Arbeitssucht betroffen sind keineswegs nur Manager oder Personen, die eine Führungsposition bekleiden. Die Sucht nach Arbeit zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und Hausfrauen können genauso darunter leiden wie Studenten, Selbstständige oder Angestellte.


     (1)    Merkmale der Arbeitssucht

Die ersten Merkmale der Arbeitssucht werden im Arbeitsumfeld, also von Chef und Kollegen, meist sehr positiv aufgenommen und sogar noch honoriert. Wer freiwillig Arbeit mit nach Hause nimmt, auch in der Freizeit ständig erreichbar ist und regelmäßig Überstunden macht, genießt das Ansehen seiner Vorgesetzten und meist auch die Anerkennung der Kollegen. Stress im Beruf kann auch anspornen, wie die nachstehende Grafik zeigt.

 

Vor allem junge Arbeitnehmer zwischen 18 und 25 Jahren geben an, dass sie Stress im Beruf anspornt (© TK (Techniker Krankenkasse) / In: Statista 2014)

 

Doch wird der Stress zur Dauerbelastung, kann dies körperliche und psychische Probleme mit sich bringen. Schlafstörungen, Depressionen, eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten – Dies sind nur einige Beispiele, wie sich dauerhafter Stress im Beruf körperlich manifestieren kann. Nicht selten gipfelt dieser Prozess im Burn-out, einem Zustand schwerer psychischer Erschöpfung. Interessant ist, dass eine große Diskrepanz zwischen der hohen Zahl derjenigen Menschen, die an Stress leiden und derjenigen, die aktiv etwas dafür tun, den Stress abzubauen, besteht. Arbeitssucht wird von den Krankenkassen noch nicht als eigenständige Krankheit anerkannt, trotzdem gibt es Möglichkeiten, diese zu therapieren.


        (2)    Therapiemöglichkeiten

Wer bei sich selbst feststellt, dass die Arbeit zu einer Droge geworden ist und Abschalten in der Freizeit einfach nicht mehr funktioniert, da die Gedanken ständig um den Job kreisen, sollte sich Hilfe suchen. Viele Psychotherapeuten haben mittlerweile Erfahrungen, wenn es um die Behandlung von Arbeitssucht geht. Ebenfalls hilfreich sein, kann die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe wie die der Anonymen Arbeitssüchtigen. Wie bei anderen Süchten auch ist der erste und wichtigste Schritt jedoch, sich einzugestehen, dass man ein Problem hat.


      ii)    Spielsucht am Beispiel von Automatenspielen – auf der ständigen Suche nach dem Kick

Glücksspiel kann süchtig machen und das Spiel an Automaten hat einen besonders hohen Suchtfaktor, wie der folgenden Statistik zu entnehmen ist. Doch was macht das Spielen an Automaten so reizvoll? Dies soll im Folgenden beleuchtet werden.

 

Glückspielautomaten haben mit Abstand das höchste Suchtpotential (©University of Lethbridge/ In: Statista 2014)


      (1)    Physiologische Reaktionen

Die Tatsache, dass zu Beginn eines Automatenspiels immer der Einsatz von Geld und die damit zusammenhängende Hoffnung auf einen Gewinn, aber auch die Angst vor einem Verlust, steht, führt zu einer inneren Anspannung und der Freisetzung des Stresshormons Adrenalin. Dieser Nervenkitzel setzt bei Spielautomaten unmittelbarer ein, als es bei anderen Arten des Glücksspiels der Fall ist. Wie dem Artikel „Der Traum vom großen Gewinn – Darum hat niemand sein Spiel unter Kontrolle“ zu entnehmen ist, haben Forscher neben psychologischen auch physiologische Reaktionen während des Spielens an Automaten festgestellt. So wurde unter anderem eine erhöhte Herzfrequenz gemessen, sowie eine gesteigerte Muskelaktivität beobachtet. Dabei stellte sich ein deutlicher Unterschied bei männlichen und weiblichen Teilnehmern heraus. Die Herzfrequenz der Männer stieg deutlich stärker an, als die der Frauen.

 

Spielsüchtige - Ständig auf der Suche nach dem Kick. Bildquelle © william87 - Fotolia.com

 

Auch eine gesteigerte Konzentration des Stresshormons Adrenalin war im Blut der Probanden festzustellen. Genau wie stoffgebundene Substanzen kann auch der Rausch, der durch das Glückspiel entsteht, auf Dauer zumindest psychisch abhängig machen. Der Spielsüchtige ist stets auf der Suche nach seinem nächsten Kick und vernachlässigt auf Dauer alle anderen Lebensbereiche, wie Familie, Freunde oder den Beruf.


      (2)    Der zusätzliche Ansporn durch Verluste

Besteht die Aussicht auf einen Gewinn oder tritt dieser tatsächlich ein, ist die zu messende Erregung natürlich besonders hoch. Im Moment des Verlustes sind die dominanten Gefühle die der Niedergeschlagenheit oder der Verzweiflung. Interessanterweise ziehen Spieler aus dem Ansporn, einen Verlust durch einen potentiellen Gewinn wieder auszugleichen, wiederum den Reiz, weiter zu spielen. Manche Spieler geben sogar an, dass diese Phase des Spiels für sie reizvoller sei, als mehrere Spiele hintereinander zu gewinnen. Die innere Spannung, die mit der „jetzt-erst-recht-Haltung“ nach einem Verlust einhergeht, kann bei einigen Spielern eine größere Adrenalinausschüttung hervorrufen, als es der Moment des Gewinnens vermag.

 

3)    Fazit

Das Stresshormon Adrenalin ist essentiell für unser Überleben. Es hilft, in Gefahrensituationen zusätzliche Energiereserven zu mobilisieren und erhöht somit die Überlebenschancen. Doch handelt es sich dabei um ein zweischneidiges Schwert. Zwar braucht der Mensch in bestimmten Situationen Stress und die damit einhergehende Adrenalinausschüttung, jedoch kann chronischer Stress auf Dauer krankmachen und zudem die Entstehung von Süchten begünstigen. Ebenso kann sich auch eine Abhängigkeit vom Stress selbst entwickeln, wie die beiden Beispiele der Arbeitssucht und der Glücksspielsucht belegen. Es wird spannend zu beobachten, wie wir in unserer leistungsorientierten Industriegesellschaft auf Dauer mit diesen Problematiken umgehen. Dem Einzelnen kann nur geraten werden, sich bei Belastung durch chronischen Stress oder auch bei Stresssucht, therapeutische Hilfe zu suchen. Auf diese Weise kann das Stresshormon Adrenalin gezielt dann zum Einsatz kommen, wenn es auch gebraucht wird und die Gefahr von physischen und psychischen stressbedingten Folgeerkrankungen wird minimiert.

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